Bekanntlicherweise tun sich Ausländer mit dem Erlernen der ungarischen Sprache schwer, aber auch die Ungarn selbst haben große Probleme, ihre Nachbarn zu verstehen.
Gerade mal 27 Prozent der hiesigen Gesamtbevölkerung können sich – mit Einschränkungen – auf Englisch, Deutsch, eventuell noch Französisch oder Italienisch, unterhalten. Damit sind die Ungarn bereits von Tschechen, Slowaken, Kroaten, Polen und Österreichern, in ihren Fremdsprachenkenntnissen überholt worden. Obendrein lernt man ganz einfach nicht gern hier, nach einer Erhebung drücken sich Ungarn neben Portugiesen und Bulgaren am häufigsten vor dem Sprachunterricht. Nach Meinung von Zsuzsanna Németh, Englischlehrerin an einem Gymnasium, stellt die Fremdsprache nicht nur ein Lernobjekt dar, sondern ist ein notwendiger Teil des Lebens geworden. So ist es bei der Besetzung von höherwertigen Arbeitsstellen kaum vorstellbar, daß Bewerber ohne Fremdsprachenkenntnisse berücksichtigt werden. In 61 Prozent ungarischer Stellenanzeigen werden Kenntnisse in wenigstens einer Fremdsprache vorausgesetzt.
Die Verantwortung für frühe Spracherziehung liegt auch beim Elternhaus. So können teilweise Kindergärten gewählt werden, in denen besonderer Wert auf spielerisches Erlernen von Sprachen gelegt wird. Überhaupt ist eine lebensnahe Lernmethode entscheidend für den späteren Erfolg. Unkonventionelle Formen verbessern die Stimmung beim Unterricht besser als althergebrachte strenge Bemühungen.
Offensichtlich ist das diesbezüglich größte Problem in Ungarn nach wie vor der Umstand, daß Fremdsprachen noch nicht Teil des täglichen Lebens geworden sind. Prüfungen werden zwar abgelegt, aber nur dann, wenn es z.B. gilt, einen fremdsprachlichen Lebenslauf für eine Stellenbewerbung abzugeben.
Interessant auch das starke Altersgefälle: Während von den über 54Jährigen nur 14 Prozent auch einer anderen Sprache mächtig sind, sind es bei der Altersgruppe zwischen 18 und 24 Jahren beachtliche 69 Prozent.
(Quelle: Monitor Magazin)