Kryptowährung – bald reelles Zahlungsmittel in Ungarn oder reine Utopie?

Die Idee der Kryptowährung stammt ursprünglich aus Japan und verbreitete sich seit der Finanzkrise 2008 um die Welt, unter anderem als Reaktion auf den Vertrauensverlust in das Bankensystem.

Kryptowährung Bitcoin

Kryptowährungen sind virtuelle Währungseinheiten. Im Internet kann man verschlüsselte (Krypto)-Konten, sogenannte Wallets einrichten und mit staatlicher Währung Kryptowährung kaufen oder verkaufen. Daraus ergibt sich für Investoren enormes Anlagepotential, denn Kryptowährungen werden genau wie alle anderen Währungen gehandelt und erfüllen die Funktion als Zahlungsmittel.

Kryptowährung für Anleger. Mittlerweile gibt es über 4.500 Kryptowährungen, die offen gehandelt werden. Kryptowährungen sind für Investoren deshalb so reizvoll, weil sie nicht durch Zentralbanken beeinflusst oder an die Wirtschaftslage einer Nation gebunden sind. Auch als Kreditsicherheiten werden Kryptowährungen bereits verwendet. Krypto-Transaktionen sind anonym und virtuelle Plattformen sind überall auf der Welt jederzeit zugänglich.

Kryptowährungen als Zahlungsmittel. Vor allem internationale Zahlungen mit Kryptowährungen deutlich schneller und günstiger als über Banken. In wenigen Minuten lassen sich jederzeit, ungeachtet von Geschäftszeiten und Buchungsschnitten, Zahlungen mit Kryptowährungen ohne extra Kosten ausführen. Über Banken dauern solche Zahlungen oft mehrere Tage zu erheblichen Gebühren für Transaktionen und Währungstausch. Im modernen Internetzeitalter scheint das nicht mehr akzeptabel. Deshalb schließen sich mehr und mehr Geschäfte und Unternehmen, wie zum Beispiel Microsoft, den Kryptowährungen als Akzeptanzstellen an.

Wie könnte die Zukunft des Zahlungsverkehrs in Ungarn aussehen?

Japan ist nicht nur die Wiege der Kryptowährung, sondern mittlerweile auch der größte Investor. Der japanische Yen, der seit Jahren für Anleger aufgrund seines Niedrigzinsniveaus uninteressant ist, wurde bereits im großen Stil von japanischen Investoren als Trägerwährung für die Investition in höher verzinsliche Währungen, zum Beispiel US-Dollar, verwendet. Auch Privatanleger sind in Japan offener und risikofreundlicher und so hat sich die Kryptowährung schnell verbreitet. Daraus hat sich auch automatisch die Nachfrage nach Zahlungsverkehr ergeben und Japan hat mittlerweile ein großzügiges Netz an Akzeptanzstellen.

Wären Kryptowährungen demnach nicht auch eine interessante Ergänzung zum ungarischen Forint, der ebenfalls seit langem unter chronischem Investorenverlust leidet? Damit entstünde auch in Ungarn eine vermehrte Nachfrage nach Zahlungsverkehr mit Kryptowährungen.

Neben all den Vorteilen stellt sich natürlich auch die Frage nach den Nachteilen von Kryptowährungen und Skeptiker haben gut begründete Argumente. Die Anonymität des Zahlungssystems hat ihre Reize und bietet Privatsphäre in der sonst gläsernen elektronischen Welt. Gleichzeitig sind die Sorgen im Hinblick auf Betrüger, Hacker, Steuerhinterziehung, Terrorismusfinanzierung und Geldwäsche nicht von der Hand zu weisen.

Die Europäische Union hat sich bereits Gedanken zur Regulierung gemacht um Anleger genau davor zu schützen. Auch unterliegen Emittenten von Kryptowährungen keinen besonderen Regulierungen und legen deshalb nicht immer ihre Identität oder Geschäftspläne offen. Trotz Anonymität wurde auf die EU-Datenschutz-Grundverordnung verwiesen, wonach EU-Bürger das Recht haben, die eigenen Daten löschen oder korrigieren zu lassen, was in einem Blockchain-System nahezu unmöglich ist. Sollte das Volumen der Kryptowährungen wachsen, sieht man bei der EU zudem eine mögliche Gefährdung der Finanzmarktstabilität.

Wie sieht nun die Situation speziell in Ungarn aus?

Neben den genannten Einwänden der EU kommen in Ungarn noch steuerliche Besonderheiten hinzu. Transaktionen wie Verkauf oder Austausch von Kryptowährungen unterliegen in Ungarn dem Einkommenssteuergesetz und werden in der Kategorie „anderes Einkommen“ betrachtet. Es gelten dabei folgende Steuersätze: 15 Prozent Einkommenssteuer und 22 Prozent Gesundheitsbeitrag für Privatpersonen. Und 9 Prozent Körperschaftssteuer sowie ggf. weitere 2 Prozent lokale Gewerbesteuer für Unternehmen. Der einzige steuerliche Ausweg für Inhaber von Kryptowährungen wäre diese als Kreditsicherheit zu verwenden, worauf keine Steuern anfallen würden. Für den „Normalverbraucher“ ist das sicher nicht der einfachste Weg.

Werfen wir wieder einen Blick auf Japan. Trotz aller Unkenrufe hat man sich dort entschlossen, das Thema Kryptowährungen proaktiv anzugehen und zu regulieren, angefangen mit strengeren Auflagen hinsichtlich Risikomanagement und Nachweis der Zahlungsfähigkeit für Börsenbetreiber von Kryptowährungen.

Wie könnte es in Ungarn weiter gehen?

Schlussfolgernd kann man sicher sagen, dass sich Kryptowährungen nicht mehr aus unserer modernen Welt entfernen lassen. Es ist demnach ratsam für jede Nation sich über die Handhabung Gedanken zu machen. Die Vorteile eines schnellen und kostengünstigen Zahlungsverkehrs liegen auf der Hand und sind für den Verbraucher absolut berechtigt. Und das geht am besten über eine virtuelle Einheitswährung. Dass internationaler Zahlungsverkehr immer noch tagelang dauert und teuer ist, ist genauso veraltet, wie das SWIFT-System der Banken.

Der steuerliche Aspekt ist für Ungarn natürlich von Bedeutung. Steuern sind für die Weiterentwicklung einer Nation notwendig. Gleichzeitig bedeutet eine hohe Steuerlast eine Reduktion der Konsumausgaben, die wiederum die Wirtschaft ankurbeln. Und der Forint leidet unter Investorenmangel. Unter diesen Gegebenheiten könnte man in Ungarn vielleicht über einen steuerlichen Kompromiss hinsichtlich Kryptowährungen nachdenken und im Gegenzug eine Vorreiter-Rolle in der EU anstreben.