Protest gegen die Einstellung der Chemotherapiebehandlungen
In der Gegend von Siófok wird dagegen protestiert, dass in dem örtlichen Krankenhaus die Chemotherapiebehandlungen eingestellt wurden und die Patienten in das weit entfernt gelegene Kaposvár reisen müssen, um diese Behandlung zu erhalten. Aus medizinischer Sicht wurde diese Maßnahme als Teil des Anti-Krebs-Programms getroffen und erhöht die Überlebenschancen der Kranken.
Wegen der Einstellung der Chemotherapiebehandlungen in Siófok sammelte der Ortsverband der Anti-Krebs-Liga bisher über 7000 Unterschriften und möchte damit erreichen, dass eine Lösung für die Lage gefunden wird, die durch die Ministerverordnung entstanden ist. Árpád Balázs, der Bürgermeister von Siófok, schrieb dieser Tage einen Brief an den Minister und bat um die Überprüfung der über die Einstellung der Behandlung getroffenen Entscheidung. Nach unseren Informationen führte die Einstellung der Chemotherapiebehandlung auch in der Umgebung von Esztergom, Dunaújváros und Miskolc zu Problemen.
Als Teil der Umsetzung des Nationalen Anti-Krebs-Programms können seit Dezember vergangenen Jahres Chemotherapien nur in ausgewählten onkologischen Zentren des Landes vorgenommen werden, deshalb wurde diese medizinische Versorgungsleistung auch in Siófok eingestellt. Die Bewohner dieser Gegend müssen seither zur Behandlung in das die Behandlung durchführende Kaposvárer Onkologische Zentrum fahren, das mehr als 80 Kilometer entfernt liegt. Laut dem Siófoker Bürgermeister können mehrere Kranke wegen ihres Gesundheitszustandes, der Entfernung und der schlechten Verkehrsverhältnisse die Behandlung nicht wahrnehmen und müssen damit die Chancen zu gesunden aufgeben. Laut Margit Reichert, der Vorsitzenden des Siófoker Ortsverbandes der Anti-Krebs-Liga, ergeben sich auch Probleme daraus, dass zwar die Behandlung vor Ort eingestellt wurde, die Aufnahmekapazität der Zentren jedoch nicht stieg. Die Betroffenen beklagen nicht die fachliche Fundiertheit der Entscheidung, sondern deren unzureichende Vorbereitung. Nach den Berichten der Kranken ist das Kaposvárer Onkologische Zentrum, das auch die Siófoker behandelt, zeitweise sehr überfüllt, denn es müssen 25 Prozent mehr Kranke als früher bei gleicher Bettenzahl und Fachassistenz behandelt werden. Margit Reichert ist der Auffassung, dass die ministerielle Verordnung die Gegebenheiten vor Ort nicht berücksichtigte, sondern die Komitatskrankenhäuser und die schon vorhandenen Zentren bevorzugte und das führte in mehreren Fällen zu Spannungen. Wie sie ausführte, wurde die Onkologie-Sprechstunde bzw. Ambulanz in Siófok mit dem besten Zertifizierungssystem betrieben und leistete die Grundversorgung der tumorkranken Patienten. Dazu wäre sie auf dem entsprechenden Niveau auch weiterhin in der Lage gewesen, doch derzeit liegen die Kapazitäten „brach” – führte die Vorsitzende der Liga aus. In das Nationale Anti-Krebs-Programm wurde auch der Ausbau von Sprechstunden, Ambulanzen aufgenommen, doch dazu kann es nicht kommen, wenn ihre Tätigkeit vorzeitig unmöglich gemacht wird – fügte sie hinzu.
In der Presseabteilung des Gesundheitsministeriums erhielten wir die Antwort auf unsere Fragen, dass im Nationalen Anti-Krebs-Programm in vollem fachlichen Konsens beschlossen wurde, was nötig ist, damit eine Institution die entsprechende fachmedizinische Betreuung leisten kann. Das Gesundheitswesen selbst wählte die Institutionen aus, die dazu in der Lage sind. Das Vorhandensein und die Einhaltung dieses Fachprogramms verbessert an sich schon die Überlebens-chancen der behandelten Patienten um 10 Prozent. Oberarzt Miklós Szücs, der Leiter der Strahlentherapie und des Onkologischen Fachkollegiums und einer der Verantwortlichen für das Programm, brachte zum Ausdruck dass es das Ergebnis von 10 Jahre dauernden fachlichen Bestrebungen ist, dass die tumorkranken Patienten in den Zentren eine auf dem entsprechenden Niveau befindliche Behandlung erhalten. Früher gab es mehr als 500 Stellen in dem ungarischen Gesundheitswesen – manchmal sogar mehrere innerhalb eines Krankenhauses – wo die Chemotherapie häufig unsachgemäß durchgeführt wurde. Gegenwärtig wurden 52 Zentren ausgewählt, die die größten Überlebenschancen sichern und dazu geeignet sind, die Tumorkranken bei der Heilung der Krankheit zu unterstützen. Wenn irgendeine bisher nicht ausgewählte Institution die personellen und sachlichen Bedingungen der fachlichen Anforderungen erfüllt, können dort natürlich auch in Zukunft Chemotherapien durchgeführt werden – betonte der Oberarzt, laut dem die Bevölkerung schlecht informiert ist und die Lobbyinteressen der Orte dazu führten, dass an mehreren Orten Protestaktionen wegen der eingestellten Chemotherapiebehandlungen organisiert wurden.
Nach unseren Informationen suchen die Leiter der betroffenen Institutionen und deren Fachärzte eine Kompromisslösung zur Beilegung der in der Gegend von Siófok aufgetretenen Probleme. Innerhalb dessen kam die Möglichkeit zur Sprache, dass die Siófoker Onkologie-Sprechstunde als Außenstelle des Kaposvárer Zentrums in Zukunft weiter betrieben werden könnte, doch das Gesundheitswesen ist derzeit gegen diese Lösung.