Komitat Veszprém engagiert sich für die Erhaltung der Bakonyer Bahnlinie
Sogar die politischen Gegner sind sich im Komitat Veszprém einig, die Bahnlinien zu erhalten, die stillgelegt werden sollen. Die Empörung der Bewohner erklärt auch, dass sich ein Fünftel der stillzulegenden Bahnlinien in diesem Komitat befinden.
„Hier wird nicht ein einziger Meter Schienen abgebaut, wenn es sein muss, werden wir die Eisenbahn mit unserem Leben verteidigen!“, sagte Ferenc Frankó, der Bürgermeister von Bakonyszentlászló, mit tiefer Entschlossenheit. Die kleine Bakonygemeinde liegt an der Bahnlinie, die Veszprém mit Györ verbindet, und von der nach den Plänen der MÁV Zrt. Ende des Jahres ein Abschnitt von 45 Kilometern stillgelegt werden soll. Ferenc Frankó sagt dazu, dass mit der Stilllegung der durch das Tal des Bachs Cuha, vorbei an wildromantischen Felsformationen, durch Tunnel und über Viadukte führenden Bahnlinie die schönste Strecke des Landes aufgegeben wird.
Die 1896 im Millenniumsjahr angelegte Bakonyer Strecke gilt heute schon als eine Rarität der Eisenbahngeschichte, ihre Stilllegung wäre auch aus der Sicht des Erbeschutzes problematisch. Gleichzeitig fürchtet man im Komitat Veszprém vor allem die negativen wirtschaftlich-sozialen Auswirkungen der Stilllegung der Nebenstrecken. Nach den bisher bekannt gewordenen Rationalisierungsplänen der MÁV Zrt. werden im ganzen Land 28 Streckenabschnitte stillgelegt, davon befinden sich vier im Komitat. Die Länge der Strecken Veszprém-Veszprémvarsány, Pápa-Csorna, Pápa-Környe sowie die Hajmáskér-Lepsény übersteigt 200 Kilometer, das sind mehr als 21 Prozent der insgesamt stillzulegen beabsichtigten Eisenbahnstrecken.
„Die Bahn begründet den geplanten Schritt mit den aus der Personenbeförderung stammenden Verlusten, obwohl die Stilllegung der Bahnstrecken eine kompliziertere Frage ist, die Auswirkungen sind weitreichender als die Aussicht, dass die MÁV damit einige Milliarden Forint sparen kann. Untersucht werden muss auch, welche Schäden die Entscheidung in der Wirtschaft und der sozialen Sphäre verursachen würde“, sagt Tamás Áldozó, der dem FIDESZ angehörende Vizebürgermeister von Pápa, der Vorsitzende der Oppositionsfraktion der Komitatsversammlung.
Laut Tamás Áldozó würden im Komitat mehrere Dutzend Eisenbahner die Arbeit verlieren, doch die wirkliche Gefahr bedeutet die Schwächung der in den kleinen Gemeinden befindlichen, auf den Gütertransport der Bahn angewiesenen Unternehmen und ihre eventuelle Stilllegung. Vörös Tibor, der Bürgermeister der an der Strecke Pápa-Környe liegenden Gemeinde Ugod, befürchtet beispielsweise, dass das Sägewerk, das 150 Mitarbeiter beschäftigt und das Holz ausschließlich auf Schienen transportiert, dann stillgelegt wird. Auch auf der Strecke Zirc-Veszprém wird erheblicher Güterverkehr abgewickelt, wo die Bakonyerdö Zrt. und die HM Verga Zrt. jährlich mit 1500 Eisenbahnwaggons 70.000 Kubikmeter Holz befördern.
„Die größeren Unternehmen sind freilich nicht von der Schließung bedroht, doch die Transporte müssten über die Straßen abgewickelt werden, was die Umweltverschmutzung auch wesentlich erhöhen würde“, warnt Tibor Vörös. Dagegen macht Tamás Áldozó darauf aufmerksam, dass in den vergangenen anderthalb Jahrzehnten beachtliche Investitionen an den Strecken erfolgten, die nun stillgelegt werden sollen, so dass ihr Abbau auch eine Vergeudung von Steuergeldern bedeuten würde. Darüber hinaus wird jetzt mit der Erneuerung des Zircer Eisenbahn- und Busbahnhofs begonnen, die Stilllegung der Eisenbahnstrecke würde diese Investition von 190 Millionen Forint von vornherein in Frage stellen.
Die Wichtigkeit der Frage zeigt auch, dass die Selbstverwaltung des Komitats auf ihrer letzten Sitzung ohne Gegenstimme gegen den Abbau der Eisenbahnstrecken Stellung nahm, gegen den geplanten Schritt der Eisenbahngesellschaft protestierte und eine Eingabe beim Minister für Wirtschaft und Verkehr János Kóka unterbreitete. Gleichzeitig damit benannte die Komitatsversammlung eine sechsköpfige Fachkommission, die bis Mitte September Vorschläge für die Rettung der Eisenbahnstrecken ausarbeiten soll.
Csaba Kuti, der Vorsitzende der Selbstverwaltung des Komitats, sagte auf Nachfrage, dass die tatsächlichen Kosten der Betreibung der betroffenen Nebenstrecken erneut berechnet und Fahrplanänderungen vorbereitet werden, die den Personenverkehr verstärken, doch es gibt auch Vorstellungen zum Einsatz neuer Züge, beispielsweise einer Direktverbindung Wien-Veszprém. Der Vorsitzende des Komitats vertraut darauf, dass es gelingt, eine Kompromisslösung zu finden, damit von den vier stillzulegenden Bahnstrecken so viel wie möglich erhalten werden kann, sicher ist, dass die Selbstverwaltung des Komitats vorerst Spielraum hat. Balázs Felsmann, der beamtete Staatssekretär des Verkehrsministeriums, sagte auf Nachfrage nur soviel, dass man sich vor der endgültigen Beschlussfassung mit den Selbstverwaltungen der betroffenen Gemeinden und Komitate beraten wird.