Familienbetrieb als Ökowirtschaft im Nationalpark
Als es Ede Kemény vor sechs Jahren in das an der Nordwestspitze des Komitats Zala gelegene Csöde verschlug, wusste er nicht, ob er lachen oder weinen sollte. Doch der die Familiengründung planende Ede Kemény verliebte sich sofort in die stille, freundliche Gemeinde am Rande der Örség. Der ambitionierte Agraringenieur in Ede Kemény, der sich nach einer gut laufenden eigenen Wirtschaft sehnte, war jedoch nicht so zufrieden, er erhoffte sich von dem lehmigen, schwer zu bearbeitenden „sauren“ Boden nicht viel Gutes beim Anblick der mageren Äcker.
Die Verwirklichung seiner Träume wurde auch dadurch erschwert, dass sich ein Teil der Äcker bis in den Nationalpark erstreckte, so dass sie nur unter Einhaltung strikter Umweltvorschriften bearbeitet werden können. Ede Kemény entschied rasch. Er stammt aus einer sich mit Landwirtschaft befassenden Familie, er lernte in Pápa am Technikum für Landwirtschaft, absolvierte die Mosonmagyaróvárer Universität als diplomierter Agraringenieur und sieht den Ackerbau als seine Berufung an, so dass es kaum überrascht, wenn er trotz der nicht allzu guten Aussichten sofort einen Familienbetrieb gründete, Ackerflächen kaufte und pachtete und sich an die Arbeit machte.
Doch der junge Landwirt arbeitete umsonst für zwei, seine Bemühungen hatten nicht viel Erfolg. 2004 kam er zu dem Schluss, dass in dieser Gegend weder Mais noch Weizen seine Existenz sichern werden. Doch auch nach den Misserfolgen gab er seinen Traum nicht auf: Er veränderte seine Wirtschaft von Grund auf. Ihm kam dabei entgegen, dass gerade zu dieser Zeit das Agrar-Umweltprogramm des Nationalplans für Regionalentwicklung bekannt gegeben wurde, was für Ede Kemény bedeutete, dass er finanzielle Unterstützung erhalten kann, wenn er die umweltschädigenden Technologien aufgibt und sich auf Ökowirtschaft umstellt. Wieder entschied sich der junge Landwirt aus Csöde schnell: Er war unter den ersten Bewerbern im Komitat. Da er sich dazu verpflichtete, dass er die strikten Vorschriften einhält und beispielsweise auf Kunstdünger und die Anwendung von Pflanzenschutzmitteln verzichtet, konnte er verschiedene Fördermittel beantragen. Fördermittel erhielt er auch für die Flächen, die in den Nationalpark reichen und die ihm früher nur Ärger verursacht hatten. Diese Parzellen klassifiziert eine Verordnung als empfindliche Naturflächen, die mit Ökomethoden wirtschaftenden Landwirte unterstützt der Regionalentwicklungsplan – unter anderem zur Erhaltung der geschützten Pflanzen und Tiere – dort in besonderer Weise.
Ede Kemény hatte anfangs vor, es auf 40 Hektarn mit der Ökowirtschaft zu versuchen. Nach einem Jahr bewarb er sich schon mit 110 Hektarn und erhielt die Fördermittel. Er spezialisierte sich auf Samenzucht und meinte, dass die extremen Witterungsbedingungen und die minderwertige Bodenqualität aushaltender und kostengünstiger Grassamen keine schlechte Grundlage bildet. Er behielt Recht, wenn er auch anfangs die Fördermittel des Programms ausgab und sie nicht einmal die Hälfte der Kosten deckten. Die Umstellung war nicht einfach. Zu seinem eigenen Schaden musste er das Wirtschaften ohne Kunstdünger Pflanzenschutzmittel lernen und es waren auch neue Geräte nötig. Nicht nur der „Austausch“ der wirtschaftlichen Methoden waren für den Landwirt schwierig, sondern auch die Anforderung, dass man heute nach einem detaillierten Regelsystem arbeiten muss und unter anderem auf solche Kleinigkeiten achten, dass auf einzelnen Flächen wegen der geschützten Lilie später als üblich, erst im Juni gemäht werden kann. Es ist auch angezeigt, die Regelungen einzuhalten, denn das Büro für Regionalentwicklung sowie die Biokontroll Hungária Kht. kontrollieren die Arbeit regelmäßig.
Obwohl Ede Kemény lange aufzählt, mit welchen Schwierigkeiten die Umstellung verbunden war, sagt er schließlich doch, dass er sich nicht beklagen kann. Er hat sich nicht verrechnet. Pro Hektar produziert er 10 bis 12 Zentner – jetzt schon mit dem Prädikat Bio versehenen – Grassamen, den sein Aufkäufer in Österreich als Bioweide verkauft. Inzwischen begann er auch Luzerne, Senfkörner und Büschelkraut anzubauen und jetzt erwägt er, ob er nicht bald den Anbau von Heilpflanzen beginnen soll. Als wir ihn nach seinen langfristigen Plänen fragen, kommt heraus, dass er erst richtig glücklich wäre, wenn er sich in seiner Wirtschaft auch mit Tierhaltung beschäftigen würde. Und wie der junge Landwirt das sagt, hat man den Eindruck, dass er davon nicht nur träumt, sondern es schon plant.