In der ungarischen Hauptstadt genießt Steuerbetrug wesentlich mehr Akzeptanz als in der Provinz. Das ergaben empirische Forschungen, die laut einem Bericht des ungarischen Geschäfts- und Finanzblattes „Napi Gaszdaság“ (Tägliche Wirtschaft) in einem Band mit dem Titel „Schattenwirtschaft“ erschienen sind. Dabei gehe es um die zwei typische Gebiete der Steuerhinterziehung: Betrug bei der Umsatzsteuer und Schwarzarbeit.
Zwischen 1996 und 2007 habe sich unter den Großbetrieben der Anteil von Einkäufen ohne Rechnung vermindert, während das Ausmaß im Dienstleistungssektor immer noch hoch sei. Die Entwicklung bei den Großbetrieben erklären die Forscher mit dem Erscheinen ausländischer Firmen in Ungarn. Bei einzelnen Segmenten des Konsums der Bevölkerung, beispielsweise der Autoreparatur, erreiche der Anteil von Käufen ohne Rechnung 60 Prozent.
Dabei seien die Menschen in der Provinz steuerbewusster. In der Hauptstadt dagegen kommen Käufe ohne Rechnung häufiger vor. In Budapest hielten nur 40 Prozent der Befragten Steuerbetrug für unmoralisch, während es in der Provinz 70 Prozent waren, sagte István János Tóth, Forscher des Instituts für Wirtschaftswissenschaften der Ungarischen Akademie der Wissenschaften und Ko-Autor des Bandes.
Von der Verbreitung der Schwarzarbeit zeugt, dass nahezu 25 Prozent der Befragten in den letzten zwei Jahren ihre „Bezahlung“ auf Rechnung oder „in die Tasche“ erhielten. Nach Schätzung der Wissenschaftler betraf die „nicht registrierte Arbeit“ 16 bis 17 Prozent der Arbeitnehmer oder etwa 630 000 bis 670 000 Menschen.