Gäbe es eine Umfrage unter Bienen, Wespen und Schmetterlingen, würden die Befragten sicher dem Efeu die besten Noten verteilen. Alte Efeupflanzen treiben ihre Blüten nämlich dann, wenn es sonst kaum noch andere Nektarquellen gibt. Efeu blüht von Ende August bis fast in den Dezember hinein.
Weil eben nur alte Efeupflanzen Blüten hervorbringen, sollten ausgerechnet diese auch im Frühjahr am besten nicht oder vorsichtig geschnitten werden. Unter den Schmetterlingen ist der Admiral ein typischer Efeublütenbesucher, aber auch der Distelfalter tankt vor dem Abflug in den Süden noch einmal am Efeu auf. Honigbienen sind bei ihren letzten herbstlichen Flügen oft auf Efeublüten zu beobachten, Wildbienen sind am Efeu besonders zahlreich. Wenn eine Mauer dicht mit Efeu bewachsen ist, nistet schon gern mal eine Drossel darin oder ein Igel legt hier sein Winterschlaflager an oder ein Igelweibchen richtet hier im Sommer die Wochenstube ein.
Für Menschen sind Efeufrüchte giftig. Schon sehr lange sind allerdings die Vorzüge des Efeus in der Medizin bekannt, als Hustenlöser wirkt das aus seinen Blättern gewonnene Extrakt auch heute noch schleimlösend und Bronchien erweiternd.
Efeu ist bei vielen Gartenbesitzern nicht so gern angesehen, er wird in Verbindung mit Grabsteinbewuchs eher den Friedhofspflanzen zugeschrieben, auch sagt man dem Efeu nach, er sei eine Nutznießer-Pflanze. Beides trifft nicht ganz zu, dass Efeu nur auf den Friedhof gehört, ist ein moderner Fehlschluss. In Wirklichkeit wurde Efeu wegen seiner immergrünen Blätter als Zeichen des ewigen Lebens und der den Tod überwindenden ewigen Treue ausgepflanzt. In der Sage von Tristan und Isolde sollen sich die unglücklich Liebenden im Tod schließlich in Form zweier zusammenwachsender Efeupflanzen vereint haben.
Für manche Insekten ist der Efeu-Nektar im Herbst das letzte Gnadenbrot. Während Ameisen die kalte Jahreszeit unterirdisch verbringen und Marienkäfer auch Verstecke aufsuchen, überwintern bei den Faltenwespen, Hummeln und Hornissen nur die Königinnen. Die Männchen, ebenso wie alle Arbeiterinnen, sterben im Herbst.
Wollen wir Efeu im Garten anpflanzen, müssen wir ihm Zeit geben. Ableger können einfach ins Wasser gesteckt werden und nach 1-2 Wochen sind schon Wurzeln erkennbar, dass wir die Ableger an Ort und Stelle in Erde einsetzen können. Allerdings sind für diese Art der Vermehrung Ableger mit Blüten nicht geeignet!
Typisch für Ungarn sind mit Efeu berankte, alte und hohe Bäume, die vielerorts stehen bleiben dürfen. Für Insekten und viele Vogelarten sind diese Hochhauswohnungen mit gleichzeitigem gastronomischem Angebot enorm wertvoll! Hier auf keinen Fall in gutgemeinter Absicht den Efeu abreißen!
Sozialer Wohnungsbau für Marienkäfer, Spitzmaus & Co.
Wenn wir die Tiere nicht im Haus haben wollen, sollten wir ihnen im Garten eine Unterkunft bieten. Solch ein „Multitierhaus“ für wildlebende Nützlinge muss nicht viel Geld kosten, man kann sehr gut altes und gebrauchtes Material hierfür verwenden. Als Standort wählen wir einen möglichst voll besonnten Platz, der langfristig auch seinen Standort behalten darf.
Drei EURO-Paletten (sie sind stabil und unbehandelt) bilden das Gerüst des Hauses, das an einem Nachmittag errichtet und befüllt werden kann, wenn alles Material (siehe Materialliste) gesammelt und verfügbar ist. Als Fundament dienen hartgebrannte Ziegelsteine, die in drei Reihen ausgelegt und in Waage ausgerichtet werden. Wichtig sind hier voneinander getrennte Hohlräume und Schlupflöcher (nach Norden ausgerichtete Eingänge für Igel mit ca. 8 x 8 cm nicht vergessen!), die locker mit Stroh, trockenem Laub oder Moos gefüllt werden. Das Kellergeschoss kann als Mieter Hummeln, Kröten oder Mäuse aufnehmen, im Untergeschoss wohnen Igel. Deshalb wird hier locker mit Stroh alles belegt. Das 1. Geschoss (Palette 2) wird von Blumentöpfen oder Ziegelsteinen am Rand getragen. Blumentöpfe können an den Rändern beschädigt sein oder am Rand etwas überstehen, damit Insekten in den Hohlraum gelangen. Dazwischen haben alte Dachziegel und Steine ihren Platz. Jede Palette hat 2 Ebenen, der Zwischenraum wird mit Hohlblocksteinen, dickem Geäst oder Holzwolle gefüllt. An die Außenwände der Wohnanlage können Astabschnitte abgelegt werden. Die dritte (oberste) Palette wird als Dach mit Teerpappe oder LKW Plane abgedeckt und an den Seiten fixiert. Das Dachgeschoss bietet Platz für weitere Wohnungen, verzierte Firstziegel sind wahre Hingucker und lassen Platz für hohle Äste, angebohrte Hölzer, Wellpappenrollen und Tannenzapfen oder leere Schneckenhäuser.
Bruchsteine, Kiesel und alte Dachpfannen: Eidechsen, Blindschleichen fühlen sich zwischen locker geschichteten Steinen wohl. An heißen Tagen finden sie hier Kühle und im Winter genügend Schutz, um ihre Ruhezeit zu verbringen. Auch Insekten schlüpfen in Ritzen und Fugen unter und für nachtaktive Tiere ist hier Platz, um tagsüber zu schlafen.
Rollen von Wellpappe: Verpackungsmaterial wie Wellpappe und Papprollen finden im Tierhaus eine neue Verwendung. Zusammengerollt und in einer der oberen Ebenen zwischen Hölzer oder Steine gesteckt, sind sie hervorragende Quartiere für Florfliegen oder Ohrenkäfer.
Mit Zapfen verschiedenster Größen können Löcher in Steinen oder andere Hohlräume ausgefüllt werden. Zapfen sind eher Füllmaterial und Dekoration – sie haben keinen speziellen Nutzen für die Mieter im Multitierhaus.
Holz mit Bohrlöchern: In der Natur finden Insekten in abgebrochenen Ästen und Totholz Löcher, in denen sie unterschlüpfen oder ihre Eier für den Nachwuchs ablegen können. Stammabschnitte oder Holzklötze mit 4,6 oder 8 mm Löchern versehen. Hier am besten Hartholz (Buche, Eiche) verwenden, damit durch die Feuchtigkeit nicht der Durchmesser der Höhle verringert und die Brut im enger werdenden Loch nicht erdrückt wird. Bohrlöcher brauchen einen größeren Abstand, damit das Holz nicht reißt, auch dann stirbt die Brut ab.
Ein Lager aus Stroh: Als Füllmaterial für Hohlräume ist Stroh hervorragend. Zwischen oder in den hohlen Halmen finden Insekten und Spinnen, aber auch kleine Nager Unterschlupf und Winterquartier. Das Stroh wird durch die Fugen der Paletten gestopft und nur wenig gedrückt, damit die Schichtung locker bleibt. Als Ersatz für Stroh kann auch unbelastete Holzwolle verwendet werden.
Materialliste
- 3 Stück komplette EURO Paletten
- 10-12 (gebrauchte) Firstziegel
- 20 Blumentöpfe aus Ton (gleiche Größe)
- 10-12 Hohlblocksteine aus Ton
- 20 Dachpfannen aus Ton
- Teerpappe oder LKW Plane ca. 1-1,5 qm
- Wellpappe
- Holzwolle, Stroh
- Tannenzapfen (zur Dekoration)
- Steinbruch
- Birkenreisig
- Moos
- Jeweils 20-50 im Handel gekaufte Papprollen 4,6,8 mm, alternativ dünne Bambusstangen
- Abschnitte aus Holunderzweig-, Stockrosen- oder Malvenstängeln
Benötigtes Werkzeug
- Bohrmaschine
- Hammer
- 4,6,8 er Holzbohrer
- Handsäge (Holz)
- Gartenschere
- Gartenhandschuhe
Text und Fotos: Heike Philipps