Nach einer Serie von Morden an Roma ist die ungarische Polizei offenbar einen Schritt vorangekommen. Am Sonntag stellte ein Gericht in Budapest Haftbefehle gegen vier Tatverdächtige unter anderem wegen Fluchtgefahr aus.
Mitarbeiter des Nationalen Ermittlungsbüros hatten am Freitagmorgen in Debrecen als Ergebnis von Ermittlungen in allen Richtungen insgesamt sechs Personen festgenommen. Zwei davon gelten jedoch als Zeugen und wurden wieder auf freien Fuß gesetzt, erfuhr die „Balaton Zeitung“ am Sonntag auf Anfrage bei der Behörde. Drei der Inhaftierten legten Beschwerde gegen die Untersuchungshaft ein.
An 16 verschiedenen Adressen sicherte die Polizei nach Angaben des Landespolizeichefs József Bencze Beweismaterial. Neben DNS-Spuren verfüge die Polizei auch über andere Beweise gegen die Tatverdächtigen. Es sei vorstellbar, dass die Zahl der Verdächtigen noch steige. Die Polizei geht von einem rassistischen Hintergrund für die Morde aus.
Zu den Tatverdächtigen gehört ein Geschwisterpaar, bei dem das Gericht auch Wiederholungsgefahr als Grund für die Untersuchungshaft anführte. Der private Fernsehsender hirTV zitiert in dem Zusammenhang nicht bestätigte Pressemeldungen, wonach bereits ein nächster Mordanschlag im Komitat Nógrád geplant war. Angeblich fanden die Ermittler eine Landkarte in ihrem Haushalt, auf der ein Haus bereits als Ziel eingetragen war.
Eine 120 Mann starke Sondereinheit des Nationalen Ermittlungsbüros arbeitet an dem Verfahren zur Aufklärung von neun Straftaten, die von den jetzt gefassten Männern im Alter zwischen 28 und 42 Jahren im vorigen und teilweise in diesem Jahr verübt worden sein sollen. Die Verbrechen erregten international starkes Aufsehen, unter anderem der Mord an einem Vater und dessen kleinem Sohn, die bei der Flucht aus ihrem brennenden Haus mit einer Schrotflinte erschossen wurden.