Vor dem Landgericht Mönchengladbach hat am Dienstag der Prozess im Mordfall der dreijährigen Greta begonnen.
Eine Erzieherin ist angeklagt, dem Mädchen im April dieses Jahres in Viersen am Niederrhein den Brustkorb bis zum Atemstillstand zusammengedrückt zu haben. Das Kind starb später im Krankenhaus.
Der 25 Jahre alten Deutschen werden die Ermordung des Kindes sowie die Misshandlung von Schutzbefohlenen in neun weiteren Fällen vorgeworfen. Denn schon in anderen Kitas soll die junge Frau Kindern den Brustkorb fest zusammengepresst und sie damit in Lebensgefahr gebracht haben. Diese Fälle waren erst durch die Ermittlungen nach Gretas Tod bekannt geworden.
Der Fall hatte große Aufmerksamkeit erregt, insbesondere weil die Häufung der mutmaßlichen Misshandlungen so lange nicht erkannt worden war. Auch hatte die Frau an ihren verschiedenen Arbeitsstellen erhebliche Probleme: Vorgesetzte und Kollegen beschrieben sie laut Anklage übereinstimmend als ungeeignet für den Beruf der Erzieherin – dennoch arbeitete sie weiter.
Das Motiv für die Taten ist unklar. Die Angeklagte hat sich nach früheren Angaben der Staatsanwaltschaft bislang nicht geäußert. Das Landgericht will im Verfahren mehr als 20 Zeugen hören. Bis Anfang März sind insgesamt 19 Verhandlungstage geplant.
Auch gegen die Justizbehörden waren im Zusammenhang mit dem Fall Vorwürfe erhoben worden. Denn die Erzieherin war 2019, als sie längst als Kindergärtnerin arbeitete, wegen Vortäuschens einer Straftat an ihrem Heimatort Geldern aufgefallen. Eine Ärztin stellte fest, dass sie dringend psychologische Hilfe benötige, was die Erzieherin selbst auch bestätigte. Aber die Aufsichtsbehörde, das Landesjugendamt, wurde von der Staatsanwaltschaft nicht über die psychische Verfassung der Frau informiert, so dass sie weiter mit kleinen Kindern arbeitete.
Dass die Ermittlungen überhaupt in Gang kamen, geht auf eine Anzeige der Kinderklinik zurück, in der Greta starb. Die Mediziner fanden keine Erklärung für den plötzlichen Herzstillstand und wurden misstrauisch, woraufhin die Leiche obduziert wurde. So war der Fall ins Rollen gekommen.
© dpa (www.dpa.de). Alle Rechte vorbehalten.