Zusammen sind sie 105 Jahre alt – und zwei der besten Boxer in der Geschichte ihres Sports. Die beiden ehemaligen Weltmeister Mike Tyson (54) und Roy Jones junior (51) kämpfen am Samstag in Los Angeles zum ersten Mal in ihrem Leben gegeneinander.
Und vor allem Tyson hält sich vor seinem Comeback 15 Jahre nach seinem letzten Auftritt im Ring nicht zurück. «Ich mag im Leben hier und da verlieren, aber nicht im Ring am 28. November», tönte er zuletzt auf seinem Instagram-Kanal. Er werde seinen drei Jahre jüngeren Gegner k.o. schlagen.
Wie ernst man diese Ankündigung und den ganzen Abend aber nehmen kann, bei dem im Vorprogramm im leeren Staples Center ohne Zuschauer auch ein ehemaliger NBA-Basketballer gegen einen Youtube-Star antritt, ist fraglich. Denn im Prinzip dürfen weder Tyson noch Jones junior richtig draufhauen.
Neben den acht auf zwei Minuten verkürzten Runden, dickeren und schwereren Handschuhen sowie dem Alter der beiden ehemaligen Top-Sportler wirkt eine Vorgabe der California State Athletic Commission (CSAC) schon vor der ersten Runde wie ein Stoppschild: Beiden Boxern ist laut übereinstimmenden US-Medienberichten verboten, den anderen k.o. zu schlagen. Sollte ein Boxer eine Platzwunde oder eine andere Verletzung erleiden, werde der Kampf abgebrochen, zitierte der Sender CBS CSAC-Geschäftsführer Andy Foster, der ein «hartes Sparring» sehen will.
Offizielle Punktrichter gibt es nicht, der Verband WBC hat aber drei ehemalige Kämpfer benannt, die einen inoffiziellen Sieger des Show-Kampfes bestimmen sollen. Derjenige bekommt dann auch symbolisch einen Gürtel.
Wie man nun ausgerechnet «Iron Mike» Tyson, der einst Evander Holyfield aus Wut einen Teil des Ohres abbiss, dazu bringen will, in der Hitze eines Kampfes zurückhaltend zu bleiben? Das fragt sich wohl auch Jones, den viele Experten zu seinen besten Zeiten als den technisch besseren Boxer sahen. «Wer steigt mit Mike Tyson in den Ring und glaubt, das ist nur Show?», fragte Jones junior zuletzt. Dazu passt, wie so oft, der alte Tyson-Satz: «Jeder hat einen Plan, bis er eins auf die Fresse bekommt.»
Auch der ehemalige deutsche Schwergewichtsboxer Axel Schulz glaubt nicht an einen Langweiler für die Fernsehzuschauer. «Die beiden werden es sich schon ordentlich geben. Mein Tipp ist, dass Tyson in der sechsten oder siebten Runde durch K.o. gewinnt. Mit seiner Physis wird er Jones einfach irgendwann erdrücken», sagte der 52 Jahre alte Schulz der Deutschen Presse-Agentur.
In den Neunzigern, als beide Boxer in Topform waren, wünschten sich viele Fans dieses Duell. Jones hat in seiner Karriere 47 seiner 66 Siege durch K.o. geholt und Weltmeistergürtel vom Mittelgewicht bis zum Schwergewicht gewonnen. Tyson holte 1986 als 20-Jähriger den WM-Titel im Schwergewicht und war damit jünger als jeder vor ihm. Seine Schlagkraft ist noch immer legendär. Allerdings waren die größten Kämpfe in seiner Karriere alles Niederlagen. Gegen Holyfield etwa verlor er zweimal. Danach fiel er mit Problemen im Privatleben und seiner Rolle im Kinofilm Hangover auf.
Die seit Monaten kursierenden Fotos und Videos von Tyson beim Training zeigen aber, dass er mit 54 so fit und gesund aussieht wie seit Jahren nicht mehr. Das Übergewicht ist komplett abtrainiert, die Oberarme sind schon beim bloßen Anblick Furcht einflößend. Wie das alles im Ring wirkt, das will Jones junior nun selbst herausfinden: «Das Geld interessiert mich nicht. Ich will wissen, wie es sich anfühlt, dem großen Mike Tyson gegenüberzustehen.»
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