Tiere als Helfer im Garten

Leider verlieren die Menschen viel zu schnell die Geduld, sie nehmen sich nicht mehr die Zeit, genau hinzuschauen. Schädlinge werden nicht mehr ihren natürlichen Feinden überlassen sondern in groß angelegten Feldzügen vernichtet. Neue Mittel der Chemie, die es bis zum Beginn der zwanziger Jahre nicht gab, machen dies möglich. Der tödliche Regen der Insektizide trifft aber Feinde und Freunde gleichermaßen. Die natürliche Balance zwischen Fressen und Gefressenwerden gerät in unkontrollierte Taumelbewegungen. Aber oft schlägt das lautlose Wehklagen der Natur nach kurzer Zeit in Hohngelächter um.

Die Rote Spinne ist ein Beispiel für die Härte, mit der winzige Lebewesen zurückzuschlagen vermögen. Der kleine Schädling wurde so lange von einer bestimmten Raubmilbenart in Schach gehalten, bis die Giftspritze aufräumte. Die Milben gingen zugrunde und die Rote Spinne hatte endlich freie Bahn. Sie entwickelte sich in kurzer Zeit zu einem der gefährlichsten Obstbaumschädlinge. Inzwischen hat man solche Zusammenhän­ge erkannt und beobachtet die Wechselbeziehun­gen in der Natur wieder genauer. Bio­logische Gärtner müssen wieder lernen, dass tau­sende Lebewesen für sie umsonst arbeiten, wo die richtigen Lebensbedingungen geschaffen werden. Aber das geduldige Zuschauen ist oft nicht leicht.

Manch­mal muss man eine Faust in der Tasche machen, wenn Läuse über die Obstbaumblätter krabbeln oder Raupen an den Kohlpflan­zen nagen. Wer jetzt radikal eingreift, der entzieht den Nützlingen die Lebensgrundlage. Wer Ge­duld hat, der wird beobachten können, wie eine Vielzahl kleiner Tiere sich auf die Schädlinge stürzt. Niemals rotten die natürlichen Feinde ihre Gegenspieler ganz aus. Aber wo sich wieder ein Gleichgewicht der Arten einpendelt, da bleiben die Schädlinge in erträglichen Grenzen.

Allerdings muss ein Gärtner seine Freunde und Helfer auch kennen und erkennen, wenn er er­folgreich mit ihnen zusammenarbeiten will. Auch die Nützlinge gehören ja oft zu den krabbelnden oder schwirrenden Tieren, die bei vielen Men­schen Abwehrreaktionen auslösen.

Erkennen — beobachten — schützen
Dieser Wahlspruch gilt für alle, die mit der Natur zusammenarbeiten wollen. Die »Steckbriefe« der wichtigsten Tiere, die im Garten hei der Schäd­lingsregulierung mithelfen, sollen Ihnen dabei als Wegweiser dienen.

Fledermäuse sind selten geworden, weil ihnen Schlupfwinkel in Scheunen und Höhlen fehlen. Diese Insektenfresser besitzen eine Flughaut, die zwischen dem Rumpf und den Gliedmaßen angewachsen ist. Sie können sich hervorragend in der Dunkelheit orientieren. Die kalte Jahreszeit ver­bringen sie im Winterschlaf, dann hängen sie mit dem Kopf nach unten an der Decke ihrer Verstecke.

  • Nutzen: Fledermäuse fangen die Nachtschwärmer unter den Insekten, zum Beispiel Eulenschmetterlinge, Wickler, Spanner und Schnaken.
  • Schutz: Die Tiere sind harmlos, obgleich sie vielen Menschen unheimlich erscheinen. In Ruhe lassen und Schlupfwinkel erhalten, damit hilft man ihnen am meisten.

Igel sind ebenso beliebt wie nützlich. Wenn Ge­fahr droht, rollen sie sich zusammen, stellen die Stacheln auf und werden zu uneinnehmbaren Festungen. Junge Igel kommen im Frühling zur Welt, bis zum Herbst bleibt die Familie zusammen und geht in der Dämmerung gemeinsam auf Jagd. Den Winter verbringen die Stachelhäuter schla­fend in warmen Höhlen.

  • Nutzen: Igel fressen Schnecken, Engerlinge, Würmer, Raupen, Mäuse und sogar Schlangen. Die paar Erdbeeren oder Äpfel zum Nachtisch sollte ihnen der Gärtner gönnen.
  • Schutz: Vor allem eine ungestörte Ecke unter Sträuchern, wo Laub und Äste liegen bleiben. Dort können Igel sich ein Nest bauen und sicher überwintern. Kein Schneckenkorn, keine In­sektizide!