Nach einer Notfallzulassung haben am Montagmorgen (Ortszeit) in den Vereinigten Staaten die Impfungen gegen das Coronavirus begonnen.
Der Fernsehsender CNN übertrug Bilder von der Impfung einer Krankenschwester mit dem Mittel des Mainzer Pharma-Unternehmens Biontech und seines US-Partners Pfizer im Osten des New Yorker Stadtteils Queens. «Ich möchte öffentlich Vertrauen schaffen, dass die Impfung sicher ist», sagte Sandra Lindsey nach der Impfung. «Wir erleben eine Pandemie, wir müssen alle unseren Teil beitragen. Ich möchte jeden ermutigen, sich impfen zu lassen.»
Wenige Minuten nach der Impfung twitterte Präsident Donald Trump: «Erste Impfung verabreicht. Herzlichen Glückwunsch USA! Herzlichen Glückwunsch Welt!». Trump nimmt den schnellen wissenschaftlichen Erfolg des Impfstoffs für sich in Anspruch, Pfizer hat aber immer wieder betont, nicht Teil des US-Regierungsprogramms zu sein, um politisch unabhängig agieren zu können.
Am Montagmorgen (Ortszeit) haben Fernsehsender Bilder gezeigt, wie die Kühlboxen mit dem Impfstoff in mehreren Krankenhäusern im Land angeliefert werden. Die Vereinigten Staaten erleben aktuell erneut eine verheerende Welle der Pandemie. Für den Montag wurde erwartet, dass in den USA die Marke von 300.000 Toten überschritten würde.
Der mit Trockeneis gekühlte Impfstoff war zuvor nach der Erteilung der Notfallzulassung am Freitag über das Wochenende verpackt und ausgeliefert worden. Unterdessen überschritt die Gesamtzahl der Corona-Infektionen in den USA, wo die Pandemie weiterhin außer Kontrolle ist, die Marke von 16 Millionen.
Nach der Zulassung durch die FDA empfahl auch die US-Gesundheitsbehörde CDC offiziell den Einsatz des Biontech/Pfizer-Impfstoffes, wie CDC-Direktor Rober Redfield am Sonntag mitteilte. Dabei handelte es sich um die letzte Formalität, bevor es mit dem Impfen losgehen konnte. US-Medien berichteten, erste Lastwagen mit mehr als 184.000 Impfstoff-Dosen hätten die Pfizer-Fabrik in Kalamazoo im US-Bundesstaat Michigan am Sonntagmorgen verlassen.
FDA-Chef Hahn hatte die Notfallzulassung einen «bedeutenden Meilenstein im Kampf gegen diese verheerende Pandemie» genannt. Biontech-Mitgründer Ugur Sahin sagte, die Zulassung und der anstehende Einsatz des Impfstoffes würden «helfen, Leben überall in den USA zu retten, und die Rückkehr zur Normalität beschleunigen».
Nach Medienberichten soll das Weiße Haus die FDA mit Drohungen der Entlassung zur umgehenden Notfallzulassung gedrängt haben. FDA-Chef Hahn wies dies am Samstag zurück. «Wissenschaft und Daten haben die Entscheidung der FDA gelenkt», sagte er. US-Präsident Donald Trump hatte die Behörde auf Twitter als «große, alte, langsame Schildkröte» bezeichnet.
Pfizer und Biontech hatten auch bei der Europäischen Arzneimittel-Agentur (Ema) die Zulassung des Corona-Impfstoffs beantragt; eine Entscheidung darüber steht noch aus. Bereits Anfang des Monats hatten die britischen Behörden diesem Präparat eine Notfallzulassung erteilt. Kanada, Bahrain, Saudi-Arabien und Mexiko folgten. Auch der Golfstaat Kuwait erteilte dem Impfstoff eine Notfallzulassung, wie ein Vertreter des Gesundheitsministeriums am Sonntag mitteilte. Russische und chinesische Impfstoffe sind bereits in mehreren Ländern im Einsatz.
Der Republikaner Trump hatte die Wahl in den USA am 3. November gegen den Demokraten Joe Biden verloren. Das führen Experten auch auf Trumps vielfach kritisiertes Pandemiemanagement zurück. Biden will nach seiner Vereidigung am 20. Januar einen 100-Tage-Plan zum Kampf gegen das Coronavirus umsetzen. Dazu gehört die Verabreichung von mindestens 100 Millionen Dosen eines Impfstoffs in dieser Frist.
Die US-Regierung hat sich vertraglich die Lieferung von 100 Millionen Impfdosen von Pfizer/Biontech gesichert. Der US-Pharmakonzern Moderna teilte am Freitag mit, die US-Regierung kaufe weitere 100 Millionen Dosen seines Impfstoff-Kandidaten. Diese Dosen würden im zweiten Quartal 2021 geliefert. Der Moderna-Impfstoff muss von der FDA noch zugelassen werden, eine Entscheidung darüber wird Ende der Woche erwartet.
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