Ein Mediziner aus Zittau hat mit Äußerungen um eine Triage von Corona-Patienten für Aufregung gesorgt. Triage bedeutet, dass Mediziner aufgrund von knappen Ressourcen entscheiden müssen, wem sie zuerst helfen.
In einem Online-Forum hatte der Ärztliche Direktor des Oberlausitzer Bergland-Klinikums, Mathias Mengel, Berichten zufolge am Dienstagabend davon gesprochen, dass in Zittau schon mehrfach triagiert worden sei.
Sachsens Gesundheitsministerin Petra Köpping (SPD) sprach von einem «Weckruf». Es sei bekannt, dass die Lage in Sachsen angespannt sei. Der Zittauer Oberbürgermeister forderte überregionale Hilfe bei der Verlegung von Patienten in weiter entfernte Krankenhäuser.
Dem Nachrichtenportal t-online erklärte der Mediziner Mengel: «Wir waren in den vergangenen Tagen schon mehrere Male in der Situation, dass wir entscheiden mussten, wer Sauerstoff bekommt und wer nicht.» Es werde versucht, die Patienten, für die es keine Versorgung gibt, in eine andere Klinik zu verlegen. «Aber wir sind im Epizentrum, manche Häuser nehmen gar nicht mehr auf.» Die Entscheidung könne auch bedeuten, dass es für einen nicht verlegungsfähigen Patienten dann keine entsprechende Hilfe mehr gebe.
Das Klinikum erklärte am Mittwoch, dass die Corona-Lage dort kritisch ist. Die Intensivmedizin stoße «an die Grenzen des Leistbaren», teilte der Träger, das Gesundheitszentrum des Landkreises Görlitz, mit. Die Kapazität der beiden eigens eingerichteten Corona-Infektionsstationen von insgesamt 100 Betten in den beiden Standorten des Klinikums könne nicht ausgeschöpft werden, weil Personal fehle.
Allerdings betonte die Einrichtung, dass alle Patienten, die in die beiden Krankenhäuser kommen, «die bestmögliche Therapie» erhielten. Sollten die Corona-Stationen keine Patienten mehr aufnehmen können, würden die Erkrankten in die umliegenden Krankenhäuser geflogen. Sollte das auch nicht mehr möglich sein, verschärfe sich die ohnehin angespannte Situation deutlich. Mengel selbst war am Mittwoch zunächst nicht zu erreichen.
Koordiniert werden die Kapazitäten in Ostsachsen von einer Krankenhausleitstelle, die am Uniklinikum Dresden angesiedelt ist. In den vergangenen Tagen hätten «verstärkt» Patienten aus den Landkreisen Bautzen und Görlitz in entferntere Krankenhäuser verlegt werden müssen, sagte der Chef der Leitstelle, Christian Kleber. Diese Transporte nach Dresden und Leipzig gebe es immer dann, wenn regionale Krankenhäuser keine Aufnahmekapazitäten für Corona-Patienten mehr hätten.
Noch habe es sich um Einzelfälle gehandelt. Es sei aber davon auszugehen, dass die Zahl der Fälle in den kommenden Tagen zunehmen werde. Ostsachsen mit den Kreisen Bautzen und Görlitz ist einer der Corona-Hotspots in Deutschland.
Der Zittauer Oberbürgermeister Thomas Zenker erklärte, die Krankenhäuser der Region hätten ihre Leistungsgrenze in der Corona-Pandemie überschritten. Schnelle Hilfe sei nötig für die Verlegung von Patienten in andere Krankenhäuser. Die Kapazitäten der regionalen Rettungsdienste reichten dafür nicht mehr aus.
«Es ist klar erkennbar, dass wir in dieser Lage aus eigener Kraft nicht weiterkommen», erklärte der Stadtchef, der für eine lokale Wählervereinigung ins Amt kam. Eine Unterstützung der Bundeswehr sei willkommen, es müssten aber auch noch andere Alternativen her, um Corona-Patienten in weiter entfernte Krankenhäuser bringen zu können.
Zenker forderte zudem die Bevölkerung zum Zusammenhalt auf. Nach wie vor gebe es Gruppen, die Corona als große Verschwörung darstellten. Damit müsse nun genug sein, verlangte er. Es sei an der Zeit, endlich gemeinsam daran zu arbeiten, die Krise abzuwenden.
© dpa (www.dpa.de). Alle Rechte vorbehalten.