Wolfsburg und «das teuflische Virus»

Fünf Spieler des VfL Wolfsburg mussten kurzfristig in Quarantäne. Trotzdem gewann die Mannschaft gegen den VfB Stuttgart mit 1:0. Die eine Frage ist: Was macht dieses Team so widerstandsfähig? Die andere: Warum fand das Spiel überhaupt statt?

Oliver Glasner ist stolz auf sein Team. «Das sagt sehr viel über die Geschlossenheit der Mannschaft aus», erklärt der Trainer des VfL Wolfsburg.

Er meint damit, einen starken Gegner wie den VfB Stuttgart auch nach dem kurzfristigen Ausfall von fünf Quarantänefällen noch mit 1:0 (0:0) zu besiegen. «Das waren schwierige 24 Stunden für alle im Club. Wie die Jungs damit umgegangen sind, davor muss ich den Hut ziehen.»

Innerhalb dieser 24 Stunden waren zwei Spieler positiv auf das Coronavirus getestet (Maximilian Arnold und Jerome Roussillon) und drei Spieler als unmittelbare Kontaktpersonen (Maximilian Philipp, Xaver Schlager, Tim Siersleben) eingestuft worden. Alle fünf begaben sich in die häusliche Isolation. Bemerkenswert ist, dass der VfL auch derart ersatzgeschwächt noch auf einen Champions-League-Platz sprang – und dass dieses Spiel überhaupt stattfand.

Denn nur vier Tage vorher war am Tag des geplanten Zweitliga-Spiels zwischen den Würzburger Kickers und dem FC St. Pauli ein positiver Coronafall im Funktionsteam der Gastgeber bekannt geworden – und die Partie noch zwei Stunden vor dem Anpfiff abgesagt worden. Die Fußball-Bundesliga dagegen hat seit ihrem ersten Saisonspiel am 18. September mittlerweile 13 Spieltage ohne einen einzigen Ausfall überstanden.

«Ich denke, dass jedes Gesundheitsamt auf der Basis der Verordnungen entscheidet, sich sehr viele Gedanken macht und dann bestmöglich entscheidet», sagte Glasner dazu. «Wir als Club und ich als Trainer akzeptieren das zu 100 Prozent, es gibt da einen engen Austausch.»

Am Mittwochabend (18.30 Uhr/Sky) muss der VfL noch einmal im DFB-Pokal gegen den Zweitligisten SV Sandhausen ran. Und Glasner hofft, dass nach Arnold, Roussillon, William, Kevin Mbabu, Josip Brekalo, Renato Steffen und Marin Pongracic bis dahin nicht noch ein weiterer Wolfsburger Corona-Fall in dieser Ausnahmesaison dazukommt.

«Wir unternehmen alles, um hier gesund durchzukommen», sagte der Österreicher dem NDR. «Aber es gibt in Deutschland seit ein paar Wochen erst einen kleineren und dann einen größeren Lockdown. Trotzdem gehen die Zahlen nicht rapide nach unten. Es scheint relativ schwierig zu sein, diesem teuflischen Virus zu entkommen.»

Was dem VfL in dieser Saison auf jeden Fall gelingt, ist widrige Umstände einfach auszublenden. Ob es sich dabei um mehrere Coronafälle oder öffentlich ausgetragene Dissonanzen zwischen Trainer und sportlicher Leitung handelt – die Mannschaft zeigte sich davon jedes Mal so unbeeindruckt, als wäre nichts geschehen. Das sagt etwas über die Leistungsdichte und auch die Mentalität dieses Kaders aus.

«Es ist eine komplizierte Saison», sagte Glasner. «Ein anderer Spielrhythmus, keine Vorbereitung im Winter, keine Vorbereitung im Sommer. Deshalb bin ich froh, dass wir solche Typen im Kader haben, die immer voll mitziehen.» Platz vier und ein Schnitt von fast zwei Punkten pro Spiel seien «eine tolle Leistung». Was den Trainer aber «noch mehr freut, ist: Wie die Spieler auftreten, wie konstant wir in unseren Leistungen und wie gut wir aufeinander abgestimmt sind.»

Näher an die Champions-League-Plätze heranzurücken, war im Sommer das Ziel des VfL. Jetzt feiert er sogar Weihnachten auf einem. Nächste Saison Champions League? «Das wäre geil», sagte Wout Weghorst.

© dpa (www.dpa.de). Alle Rechte vorbehalten.