THW Kiel träumt vom großen Coup

Dreimal nacheinander waren die deutschen Teams beim Endrundenturnier der Champions League nur Zaungast. Am Montag und Dienstag will der THW Kiel nun seine Chance auf den dritten Titel nutzen.

Auf dem Flug nach Köln träumten die Handballer des THW Kiel um Superstar Sander Sagosen vom großen Coup zum Abschluss eines verrückten Corona-Jahres.

Beim verspäteten Champions-League-Final4 der Saison 2019/20 hofft der deutsche Rekordmeister kurz vor Silvester auf den dritten Triumph nach 2010 und 2012. «Mein Traum ist es, mit Kiel diesen Titel zu holen. Ich glaube, dass wir dort etwas Großes schaffen können», sagte Sagosen vor dem Halbfinale gegen Ungarns Topteam Telekom Veszprem am Montag (20.30 Uhr/Eurosport und Sky).

Der Norweger steht sinnbildlich für den bisher außergewöhnlichsten Wettbewerb der Historie. Das Ticket für die Endrunde löste Sagosen im Frühjahr noch mit seinem alten Verein Paris Saint-Germain, der im zweiten Halbfinale auf den FC Barcelona trifft. Sieben Monate nach dem eigentlichen Termin greift der 25-Jährige nun im THW-Trikot nach dem Pokal, der im Endspiel am Dienstag vergeben wird.

«Natürlich würde ich gerne in einem entscheidenden Spiel in Köln gegen Paris antreten. Wenn wir Veszprem schlagen, könnte es ein Finale gegen PSG werden», sagte Sagosen zu der besonderen Konstellation. «Ich freue mich riesig auf diese Partien.» Der wurfgewaltige Rückraumspieler weiß auch, worauf es besonders ankommen wird: «Du brauchst eine gute Abwehr, einen überragenden Torwart und eine starke Angriffsleistung, um bestehen zu können.»

Kiel fehlen allerdings in Nikola Bilyk, Magnus Landin und Pavel Horak drei wichtige Spieler – und die Fans im Rücken. Wegen der Coronavirus-Pandemie bleiben die Ränge in der 20.000-Leute-Arena leer. «Es ist natürlich extrem schade, dass dieses Ereignis, das zu den größten Events im Handball zählt, ohne Zuschauer stattfindet», sagte Bundestrainer Alfred Gislason der Deutschen Presse-Agentur.

Der 61-Jährige weiß aus eigener Erfahrung, wie man den Pott gewinnt – schließlich trainierte er die Kieler mit großem Erfolg von 2008 bis 2019. «Ich traue dem THW einiges zu, aber sie haben von allen Mannschaften die denkbar schlechteste Ausgangsposition: viel mehr Belastung als die anderen, eine Reihe verletzter und erkrankter Spieler. Sie sind nicht in der Favoritenrolle», sagte Gislason.

Aus der Position des vermeintlichen Außenseiters will der 21-malige deutsche Meister, der gegen Veszprem in der Gruppenphase der aktuellen Champions-League-Saison unlängst eine herbe 33:41-Pleite kassierte, erfolgreich angreifen. «Wir sind extrem heiß auf das Turnier und fahren natürlich nach Köln, um dort zu gewinnen», betonte Nationalspieler Patrick Wiencek.

Letztmals waren die Kieler 2016 in Köln dabei. Damals unterlagen sie im Halbfinale dem Rivalen aus Ungarn. «Wir haben eine super Mannschaft, eine tolle Atmosphäre im Team. Jetzt sind wir wieder dran», sagte Dänemarks Weltmeister-Torwart Niklas Landin vor dem erneuten Duell mit Veszprem zuversichtlich.

Um für den erhofften Coup bestens gerüstet zu sein, versammelte Trainer Filip Jicha seine Schützlinge bereits am ersten Weihnachtsfeiertag schon wieder zum Training. «Wir haben in der vergangenen Saison sehr, sehr viel dafür getan, dass wir bei diesem Final4 dabei sein können», betonte THW-Geschäftsführer Viktor Szilagyi. «Wir werden alles dafür tun, das schwierige Jahr 2020 zu einem schönen Abschluss zu bringen!»

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