Polizei erhielt im Sommer 2019 Hinweis auf Bombenbau

Die gewaltige Explosion des Wohnwagens in Nashville hätte auch Todesopfer fordern können, dessen sind sich die Ermittler sicher. Ein Vorfall im vergangenen Jahr wirft Fragen auf. Hätten die Behörden den Täter auf dem Schirm haben müssen?

Nach der verheerenden Explosion in der US-Stadt Nashville hat ein altes Dokument die dortige Polizei in Erklärungsnot gebracht. Sie erhielt im vergangenen Jahr Hinweise auf eine mögliche Gefährdung durch den späteren Bomber.

Die damalige Freundin des Mannes sagte Beamten am 21. August 2019, dass dieser in seinem Wohnwagen Bomben baue, wie aus einem Polizeibericht hervorgeht. Die Polizei veröffentlichte das Dokument am Mittwoch, nachdem mehrere Medien darüber berichtet hatten.

Nach Angaben der Polizei hatten die Beamten die Frau aufgesucht, weil sie gegenüber ihrem Anwalt Suizid angedroht habe. Nach ihrer Warnung mit Blick auf ihren Freund Anthony Warner fuhren die Polizisten zum Haus des Verdächtigen, der jedoch nicht die Tür geöffnet habe. Die Beamten hätten im Garten des Mannes den Wohnwagen entdeckt, aber nicht hineinsehen konnten, weil dieser eingezäunt war. Auf dem Grundstück seien zudem mehrere Sicherheitskameras installiert gewesen. Aus dem Polizeibericht geht auch hervor, dass der Anwalt den Beamten sagte, dass Warner häufig über das Militär und Bombenbauen spreche und er glaube, dass der Verdächtige in der Lage sei, einen Sprengsatz zu bauen.

Die Behörde teilte nun mit: «Zu keinem Zeitpunkt gab es Hinweise auf ein Verbrechen und es wurden keine Maßnahmen ergriffen.» Nach dem Einsatz seien Informationen über den Verdächtigen an das FBI übermittelt worden, wo allerdings nichts gegen Warner vorgelegen habe. Am Wochenende hatte es geheißen, dass der 63-Jährige der Polizei nicht als Verdächtiger bekannt gewesen sei.

Polizeichef John Drake erklärte am Mittwoch, er habe erst am Sonntagabend von dem Vorfall im vergangenen Jahr erfahren. Die Polizei sei damit erst jetzt an die Öffentlichkeit gegangen, weil man mehr Informationen gebraucht habe. Drake betonte, die Warnung der Freundin sei nicht ausreichend für einen Durchsuchungsbefehl oder andere Maßnahmen gegen Warner gewesen. «Sie könnten das auch über mich sagen», sagte Drake. «Unsere Beamten konnten zu dem Zeitpunkt nicht mehr machen.»

Am ersten Weihnachtsfeiertag hatte der Mann seinen Wohnwagen im Zentrum Nashvilles in die Luft gejagt und war dabei ums Leben gekommen. Die Explosion richtete großen Sachschaden an, zudem wurden mehrere Menschen verletzt. Hätte es 15 Minuten vor der Detonation keine Warnung vom Wohnwagen ausgehend an die Nachbarn gegeben, hätte es nach Einschätzung der Ermittler mehrere Todesopfer gegeben. Das Motiv für die Tat ist weiter unklar.

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