Ungarn bringen Ersparnisse ins Ausland

Immer mehr Ungarn haben Angst um ihre Ersparnisse. Die unsichere Wirtschaftslage und der schwächelnde Forint veranlassen viele, ihr Geld in Banken Österreichs, der Slowakei und anderer Länder zu deponieren. Grenznahe Bankfilialen verzeichnen einen ungewöhnlichen Ansturm aus Ungarn und haben ungarisch sprechende Mitarbeiter im Einsatz, um die schnell wachsende Zahl von Kunden bedienen zu können. Ein Reporter des Internet-Portals Origo berichtete, dass er zwei Wochen Wartezeit bis zu einem Banktermin im österreichischen Eisenstadt in Kauf nehmen musste.

Zwar erklärte Ministerpräsident Viktor Orbán dieser Tage, die Regierung habe entgegen anders lautenden Meldungen nicht die Absicht, private Bankkonten eventuell einzufrieren. Die Notenbank nannte das ungarische Bankensystem „ausreichend stabil“. Dennoch geht in Ungarn die Angst um, dass der Staat auch auf private Konten zugreifen könnte, nachdem er im vorigen Jahr ungefähr drei Billionen Euro privater Rentenkassen in den Staatshaushalt überführt hatte.

Um das vermeintliche Risiko für ihr Geld zu minimieren, nehmen Ungarn auch Einbußen in Kauf. Sie müssen hinter die Landesgrenzen reisen, um dort ein Konto zu eröffnen, auf das sie später Geld überweisen. Beim Umtausch können erhebliche Verluste durch den derzeit sehr ungünstigen Kurs des Forint zum Euro eintreten. Außerdem verzichten Anleger oft auf Erträge, weil sie das Geld vor Ablauf der vereinbarten Zeit abheben, umtauschen und ins Ausland bringen. Zudem sind auch die Zinserträge für den Euro im Ausland geringer als in Ungarn.