Allem Anschein nach hat auch Ungarn seinen Guttenberg: Ein schwerer Plagiatsverdacht gegen keinen Geringeren als Präsident Pál Schmitt steht seit Mittwoch (11.01.) im Raum. Das Nachrichtenmagazin für Wirtschaft und Politik „HVG“ schreibt auf seiner WEB-Site (www.hvg.hu), dass die Doktorarbeit des Präsidenten der Republik zu einem großen Teil mit dem Text einer Studie eines bulgarischen Sportforschers aus den 80er Jahren beinahe wortwörtlich übereinstimmt. Außerdem werde die Arbeit Schmitts auch den grundlegenden Anforderungen an eine Dissertation nicht gerecht, habe ungeachtet dessen jedoch die Bewertung „summa cum laude“ erhalten.
Das Präsidialamt in Budapest wies die Plagiatsvorwürfe zurück. Geschichtsprofessoren hätten seinerzeit die Arbeit geprüft, die die Bestnote erhalten habe. Schmitt habe mit Georgijew bei der Erörterung von Teilthemen zusammengearbeitet.
Nach Berechnungen der „HVG“ sind 180 von den insgesamt 215 Seiten der Doktorarbeit mit dem Titel „Analyse des Programms der Olympischen Spiele der Neuzeit“ von der französischsprachigen Arbeit des bulgarischen Sportforschers und Diplomaten Nikolai Georgijew zumeist wörtlich übersetzt und übernommen. Daraus ergebe sich der Verdacht des Plagiats. Der Bulgare hatte 1987 in Lausanne sein zweibändiges, 465 Seiten umfassendes Werk „Analyse du programme olympique“ (des Jeux d’Olympiade) abgeschlossen. Ein mit Maschine geschriebenes, gebundenes Exemplar sei auch heute noch in der Bibliothek des Olympischen Museums von Lausanne zu sehen. Die 1992 veröffentlichte Arbeit Schmitts enthalte keine Fußnoten. So werde nicht klar, ob er überhaupt zitiert, und wenn ja, was er aus dem Buch Georgijews zitiert.
Zu Schmitts größten sportlichen Erfolgen gehörte olympisches Gold mit der Mannschaft im Degenfechten 1968 in Mexiko und 1972 in München. Zwei Mal war er mit der Mannschaft Weltmeister. 1971 gewann er den Weltcup im Fechten. Später machte er auch in der Politik Karriere, die im Jahr 2010 mit der Wahl zum Präsidenten Ungarns gekrönt wurde.