Ungarns Präsident Pál Schmidt hat sich auch fast eine Woche nach schweren Plagiatsvorwürfen immer noch nicht zur Sache geäußert. Zwar sah sich der Apparat des Präsidenten nach Bekanntwerden der Anschuldigungen zu einer Stellungnahme gezwungen, die aber eher wie eine Bestätigung des Tatbestandes wirkt. Das ungarische Nachrichtenmagazin für Wirtschaft und Politik „HVG“, von manchen auch als der „Spiegel“ Ungarns bezeichnet, hatte am Mittwoch (11.01.) Schmitt in einem umfangreichen Artikel vorgeworfen, große Teile seiner Doktorarbeit aus dem Jahr 1992 von einem bulgarischen Wissenschaftler abgekupfert zu haben.
Unterdessen fordern Politiker aus der parlamentarischen Opposition immer lauter eine eingehende Prüfung der Vorwürfe und eine Ablösung von Präsident Schmidt. Der Staats-Chef war vor anderthalb Jahren mit Hilfe der Zwei-Drittel-Palamentsmehrheit der national-konservativen Fidesz-Partei und der Christdemokraten ins Amt gehievt worden.
Eine Gruppe von Doktoranden wandte sich mit einer Petition an den Präsidenten der Ungarischen Wissenschaftsakademie, den Rektor der Budapester Semmelweis-Universität und den Minister für nationale Ressoucen. Nur eine ehrliche, gründliche und umfassende Untersuchung, den sorgfältigen Vergleich der beiden in Frage stehenden Texte könnten die Plagiatsvorwürfe aus der Welt schaffen, heißt es in dem Dokument. Bislang 380 Unterzeichner fordern dazu auf, alles für eine Untersuchung zu tun.
Ein Großteil von Schmitts Dissertation soll mit dem Text einer Studie aus der Feder eines bulgarischen Sportforschers aus den 80er Jahren wortwörtlich übereinstimmen. Die Schmittsche Arbeit werde auch nicht den Grunderfordernissen einer Doktorarbeit gerecht, obwohl sie seinerzeit die Höchstbewertung mit summa cum laude erhielt und die Doktorväter das „Werk“ auch heute noch verteidigen.