Verwirrung um Corona-Fälle vor Australian Open

Es rumort weiter vor den Australian Open. Zahlreiche Tennisprofis beschweren sich über die Quarantäne-Bedingungen. Viele zeigen aber auch Verständnis für die Corona-Situation. Der Turnierboss versucht zu vermitteln. Gibt es bald Lockerungen?

Die Corona-Lage im Vorfeld der Australian Open bleibt angespannt – und unübersichtlich. Auch am Dienstag meldeten die Behörden drei weitere positive Fälle, zwei davon sollen Tennisprofis betreffen.

Das teilte zumindest der Gesundheitsminister des Bundesstaates Victoria, Brett Sutton, in einem Statement mit. Das Trio – eine Frau in den Zwanzigern und zwei Männer in den Dreißigern – befinde sich in Hotel-Quarantäne, hieß es in der Mitteilung.

Turnierdirektor Craig Tiley wies die Darstellung umgehend zurück. «Nein», antwortete Tiley bei einer Pressekonferenz auf eine solche Frage. «Unter den sechs Fällen aus dem Australian-Open-Kontingent plus dem einen, der ein Flugbegleiter war, sind keine Spieler», sagte Tiley. «Sie gehören zum Begleittross der Profis.»

Der Chef des ersten Grand-Slam-Turniers der Tennis-Saison, das am 8. Februar mit drei Wochen Verspätung im Melbourne Park beginnen soll, war am Dienstag darum bemüht, die Wogen zu glätten. Der Spagat, die Interessen des rund 1000 Personen umfassenden Tennis-Trosses auf der einen und die der seit Monaten unter strengen Coronabedingungen lebenden Einwohner Victorias auf der anderen Seite zusammenzuführen, gestaltet sich aber mehr und mehr als Herkulesaufgabe für Tiley.

Bei den Australiern war es nicht gut angekommen, dass sich zahlreiche Tennisprofis lautstark darüber beschwert hatten, dass sie für zwei Wochen in Quarantäne müssen und das Hotel nicht verlassen dürfen, weil auf ihren Charterflügen positiv auf Corona getestete Personen waren. Tiley wiegelte die Kritik nach einer Telefonschalte mit zahlreichen Tennisprofis ab. Es handele sich um eine Minderheit, die meisten Spieler hätten kein Problem mit der derzeitigen Situation, zitierten australische Medien Tiley. «Die Berichte, die wir sehen, repräsentieren nicht die gesamte Spielergruppe – zum größten Teil verhalten sich die Spieler wirklich gut», sagte Tiley.

Vor allem Lokalmatador Bernard Tomic und seine Freundin Vanessa Sierra hatten mit Videos in den sozialen Medien für Unmut bei ihren Landsleuten gesorgt. Auch andere Profis hatten sich beschwert, der Weltranglisten-13. Roberto Bautista Agut bezeichnete die Bedingungen «wie im Gefängnis – nur mit W-Lan.» Der Spanier entschuldigte sich am Dienstag und versicherte, er und sein Trainer würden alle Bestimmungen befolgen. Zu den mehr als 70 Betroffenen, die ihre Hotelzimmer für zwei Wochen nicht verlassen dürfen, zählt auch Angelique Kerber, die das Turnier 2016 gewann. «Das ist der Preis, den unsere Gäste und jeder, der nach Australien kommen will, bezahlen muss», sagte Tiley dem Sender ABC.

Allerdings gab es am Dienstag Diskussionen, für einen Teil der Isolierten könne es zeitnah Lockerungen geben, da es bei einigen auf den Charterflügen positiv getesteten Personen neue Einstufungen der Gesundheitsbehörden gegeben habe. In einigen Fällen könne es sich um Personen handeln, die in der Vergangenheit bereits an Covid-19 erkrankt waren, die trotz eines erneuten positiven Tests aber nicht mehr ansteckend seien. Victorias Gesundheitsminister Sutton wollte das aber nicht bestätigen. Es gebe aktuell keine Lockerungspläne für die Betroffenen.

Derweil schloss Tiley eine Formatänderung bei den Herren-Einzeln von drei auf zwei Gewinnsätze aus. «Wir sind ein Grand Slam», sagte Tiley. Die nicht unmittelbar von den Fällen betroffenen Profis, die zwei Wochen lang die «normale» Quarantäne absolvieren, dürfen für Training und Fitness fünf Stunden täglich aus dem Hotel.

Dazu zählen auch die beiden deutschen French-Open-Sieger im Doppel, Kevin Krawietz und Andreas Mies. «Es ist eine extrem schwierige Situation für alle», sagte Mies im TV-Sender Sky. «Wir haben uns alle wochenlang auf die Australian Open vorbereitet, und dann muss man in den harten Lockdown und ist 14 Tage eingeschlossen, da kann man sich ja vorstellen, wie man sich danach körperlich und mental fühlt.» Er sei glücklich, fünf Stunden am Tag raus zu dürfen.

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