Eine Woche vor den nächsten Bund-Länder-Beratungen über das weitere Vorgehen in der Corona-Krise steht die Frage nach Lockerungen im Raum.
Bundesfamilienministerin Franziska Giffey (SPD) drängt auf vorsichtige Öffnungsschritte bei Kitas. Zum Schutz und Wohl von Kindern sei es nötig, zumindest zu einem eingeschränkten Regelbetrieb zurückzukehren, sagte sie am Mittwoch in Berlin. Die Familien- und Jugendminister von Bund und Ländern seien sich einig darüber, dass es Öffnungsschritte geben müsse.
Ob die Öffnung von Kitas und Schulen am kommenden Mittwoch bei den Beratungen zwischen Bund und Länder vereinbart würden, hänge vom Infektions- und Mutationsgeschehen ab. Giffey fügte hinzu: «Niemand erwartet, dass alles von heute auf morgen öffnet.» Es müssten aber Schritte aufgezeigt werden, die Licht am Ende des Tunnels sehen ließen.
Zuvor hatte der Berliner Virologe Christian Drosten vor zu frühen Lockerungen gewarnt. «Für die Zeit bis Ostern können wir noch nicht viel an Bevölkerungsschutz durch die Impfung erwarten», sagte der Charité-Wissenschaftler im Podcast «Coronavirus-Update» bei NDR-Info.Experten gehen davon aus, dass die wahrscheinlich besonders gefährlichen Corona-Mutanten des Virus bereits weiter verbreitet sind als bekannt. Allein in Köln wurden bis Dienstag 114 Fälle der mutierten britischen Virus-Variante und 52 Fälle der südafrikanischen Variante nachgewiesen, wie eine Sprecherin mitteilte.
Experten nehmen auch an, dass eine umso schnellere Ausbreitung droht, je früher es Lockerungen beim Lockdown gibt. Angesichts dessen arbeiten die Behörden unter Hochdruck an einem Überblick. Anfang kommender Woche soll es eine Übersicht über die tatsächliche Ausbreitung dieser Mutationen geben, wie Regierungssprecher Steffen Seibert mitteilte.
Die Mehrheit der Deutschen bezweifelt dass die Corona-Pandemie bis zum Jahresende überwunden sein wird. Nach einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov in Zusammenarbeit mit dem Marktforschungsinstitut Statista glauben 59 Prozent der Befragten nicht daran. Ein Drittel (33 Prozent) zeigte sich dagegen optimistisch. Acht Prozent machten keine Angaben.
Gleichzeitig nimmt die Diskussion rund um Privilegien für Geimpfte weiter Fahrt auf. Private Veranstalter sollten aus Sicht des Ticketverkäufers CTS Eventim in Zukunft zumindest die Möglichkeit haben, nur geimpfte Menschen für Veranstaltungen zuzulassen. Bundesjustizministerin Christine Lambrecht (SPD) wies am darauf hin, dass dies grundsätzlich legitim wäre. Das Thema wirft aber auch ethische Fragen auf. Am Donnerstag will der Deutsche Ethikrat um die Vorsitzende Alena Buyx eine Empfehlung «Besondere Regeln für Geimpfte?» vorstellen.
Hingegen sprach sich der Chef der Jungen Union, Tilman Kuban, dagegen aus, Corona-Regeln für Geimpfte früher aufzuheben. «Was natürlich nicht sein kann, um das ein bisschen flapsig zu sagen, ist, dass im Sommer die Rentner am Strand liegen, aber die junge Generation weiterhin zu Hause sitzt und sich noch mit einer Person treffen darf. Da wird man am Ende keine Akzeptanz für bekommen», sagte der CDU-Politiker dem Politikjournal «Rundblick Niedersachsen».
Allerdings kommt es mancherorts immer noch zu Problemen bei den Impfungen. In Hessen traten auch beim zweiten Anmeldeverfahren für die Vergabe von Corona-Impfterminen für Senioren über 80 Jahre massive technische Probleme auf. Die Internetseite für die Terminbuchung ließ sich am Mittwochmorgen nicht öffnen. Bereits bei der ersten Impfanmeldung hatte es dort massive technische Störungen wegen des großen Ansturms auf die Termine gegeben.
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