Der kasachische Archäologe, Krym Altynbekow, berichtete im Helikon Schlossmuseum von Keszthely anlässlich der Ausstellung unter dem Titel „Menschen in Gold“ von der Freilegung eines Mausoleums in der Mongolei, das vermutlich aus dem siebten Jahrhundert stammt.
Die Ausstellung bringt den interessierten Besuchern die Kultur der als Skythen bezeichneten Reiternomadenvölker in den eurasischen Steppen näher. Sie besiedelten ab etwa dem 8. Jahrhundert vor Christi nördlich des Schwarzen Meeres große Gebiete des heutigen Südrussland und der Ukraine. Nach bisherigen Erkenntnissen waren die Stammesverbände des skythisch-sakischen Kulturraums die ersten in der Geschichte der Steppen Asiens und Europas, die auf feste Ansiedlungen und Ackerbau verzichteten und als nomadisierendes Reitervolk ausschließlich von Viehzucht lebten.
Krym Altynbekov kam als Restaurator der Kunstgegenstände der skythischen Kultur nach Keszthely, gilt aber auch als Kenner von Kultur und Geschichte der zur Sprachfamilie der Turkvölker gehörenden Völker und Stämme in Eurasien. Sein Bericht über die Freilegung des Mausoleums im Jahre 2010 in Mhay Khan Uul, rund 250 Kilometer von der Hauptstadt Ulan Bator entfernt, fand viele interessierte Zuhörer.
Das in einer gemeinsamen Expedition der Mongolei und Kasachstan freigelegte Mausoleum sei von großer Bedeutung und liefere zahlreiche neue Informationen über das Leben der urtürkischen Völker noch vor der Annahme des islamischen Glaubens auf dem Gebiet der Mongolei. Im Mausoleum wurde vermutlich die Asche einer hochrangigen Person bestattet, deren Herkunft noch erforscht werden muss. Das Grab des Mausoleums ist von einem vier Meter hohen Hügel mit einem Durchmesser von 34 Metern bedeckt, von dem aus ein 50 Meter langer Seitengang in eine Tiefe von acht Metern führt.
An den Wänden des Ganges sind auf einer Fläche von insgesamt 120 Quadratmeter Wandmalereien mit Bildern von Menschen, Drachen, Tigern und Pferden vollständig erhalten geblieben, die auf skythische Bestattungsriten schließen lassen. Wegen der Feuchtigkeit sind im Grab selbst nur wenige Malereien und Gegenstände erhalten geblieben, dafür fand man hier eine Krone, Gold- und Silbermünzen, sowie Schmuck- und Gebrauchsgegenstände. In einer Seitenkammer des Grabes, die mit einer Holztür verschlossen war und mit einem vor Ort entdeckten Schlüssel, der in das vergoldete Bronzeschloss der Tür passte, geöffnet werden konnte, fanden die Archäologen eine kleine Sensation: ein Diorama aus circa 30 Zentimeter großen Terrakottafiguren. Die Figuren wurden mit Eisen verstärkt und zeigen berittene Soldaten, Frauen und Musiker bei einer Bestattungszeremonie.
Krym Altynbekov zeigte in Keszthely die Ergebnisse seiner außergewöhnlichen, archäologischen Forschungsarbeiten rund um das Mausoleum erstmals in Europa und freut sich über das rege Interesse. Er betonte, dass zu den bedeutenden Ausgrabungs- und Erhaltungsarbeiten Restauratoren aus Japan, Süd-Korea, China, Russland, Europa und aus der Türkei gerufen wurden: die Funde mussten damals vor Einkehr des Winters innerhalb eines Monats konserviert werden.
Die Ausstellung „Menschen in Gold“ ist in Keszthely noch bis 26. Mai im Schlossmuseum zu sehen.