Digitalisierte Bildung – wie ist die aktuelle Situation in Deutschland?

Schon seit geraumer Zeit wird über die Digitalisierung der Bildung diskutiert. Im ersten Schritt wurde der Digitalpakt Schule von der Bundesregierung beschlossen und sehr viel Geld zur Verfügung gestellt. Da fragen sich jetzt viele Menschen, was denn bisher geschehen ist und natürlich, welche Fortschritte es bisher gab? Doch die Fakten wirken ein wenig ernüchternd.

Digitale Bildung - Schüler wird von Lehrerin digital unterrichtet.

Hin und wieder wird berichtet, dass es große Unterschiede zwischen Schulen in sozial schwachen Gegenden und Schulen in anderen Regionen gibt. Doch so groß ist der Unterschied nicht. In den benachteiligten Gebieten haben etwa 30 Prozent aller Schüler einen Zugang zu digitalen Lerninhalten. In den anderen Gebieten sind es 37 Prozent aller Schüler.

Aufgrund dieser schwachen Zahlen gehört Deutschland zu den Schlusslichtern in diesem Bereich. Der weltweite Durchschnitt im Bereich der digitalisierten Bildung liegt laut OECD Bericht bei etwa 54 Prozent. In China, Singapur und einigen skandinavischen Staaten liegt die Quote bei über 90 Prozent. Es gibt jedoch mehrere Gründe dafür, dass Deutschland soweit abgehängt wurde.

Gründe für den Nachholbedarf an digitalisierter Bildung

Ein wesentlicher Grund besteht in dem schleppenden Ausbau der Breitbandversorgung. Beispielsweise sind im bevölkerungsreichen und dicht besiedelten Bundesland Nordrhein-Westfalen nur etwa 28 Prozent aller Schulen mit einem schnellen Internetzugang ausgestattet. In anderen Gebieten sieht es auch nicht sehr viel besser aus. Ein Breitbandzugang ist jedoch die wichtigste Voraussetzung, um ein Bildungsangebot in digitalisierter Form anbieten zu können.

In vielen Schulen, in denen bereits ein leistungsstarker Internetzugang vorhanden ist, treten weitere Probleme auf. Im Gebäude muss ein WLAN eingerichtet werden. Auch dieses muss leistungsfähig sein, damit alle Schüler gleichzeitig das Internet nutzen können. Aber auch dann, wenn alle technischen Voraussetzungen vorliegen, gibt es noch weitere Schwierigkeiten für die Digitalisierung der Bildung.

Mangelnde Akzeptanz bei Lehrern und Eltern

Bisher wurden Lehrer dazu angehalten, die Schüler über Gefahren, die im Internet lauern, aufzuklären. Jetzt soll das Internet plötzlich als Hilfsmittel dienen, um bessere Lernerfolge zu erzielen. Ein weiteres Problem besteht darin, dass sich die meisten Schüler außerhalb der Schule täglich viele Stunden im Internet bewegen. Dadurch haben sie mitunter mehr Kenntnisse in einigen Bereichen als die Lehrer. Auch das ist ein Problem, mit dem einige Lehrer nicht besonders gut klarkommen.

Es gibt aber auch zahlreiche Eltern, die es nicht für richtig halten, dass Lerninhalte aus dem Internet kommen. Zu Hause gibt es oftmals Schwierigkeiten, die Kinder vom PC oder Smartphone fernzuhalten und in der Schule sollen sie genau diese Dinge für den Unterricht nutzen. Oftmals fehlt es bei Lehrern und Eltern auch an der Erkenntnis, dass die digitalisierte Bildung eine große Chance bietet. Sie ermöglicht es auch, schwächeren Schülern zu helfen. Dazu müssen die Inhalte nur noch korrekt von den Lehrern vermittelt werden.

Wie lässt sich die Situation verbessern?

Direkt in den Schulen kann noch so einiges verbessert werden. Sofern die technischen Voraussetzungen geschaffen sind, kann mit der eigentlichen Planung begonnen werden. Dazu sind folgende Schritte erforderlich:

  • Administrator bestimmen
  • Medienentwicklungsplan erstellen
  • Datenschutzbeauftragten bestellen
  • Endgeräte beschaffen
  • Geeignete Software wählen

Auf jeden Fall sollte ein Administrator benannt werden, der allein für die Einrichtung und die Verwaltung der Passwörter verantwortlich ist. Der Administrator sollte natürlich auch einen Stellvertreter haben. Es ist jedoch schwierig, wenn zu viele Menschen Änderungen am gesamten System vornehmen können. Dann besteht die Gefahr, dass es aufgrund von Missverständnissen oder Kommunikationsproblemen zu Schwierigkeiten kommen könnte. Um die Bildung zu digitalisieren sind jedoch noch weitere Schritte erforderlich.

Sehr wichtig ist ein Medienentwicklungsplan

Die größte Herausforderung für die Schulen besteht darin, den bisherigen analogen Unterricht in eine digitalisierte Form zu transformieren. Dabei ist ein Medienentwicklungsplan eine große Hilfe. Darin wird zunächst eine aktuelle Bestandsaufnahme durchgeführt. Dazu gehört es auch, dass jede Lehrkraft Angaben dazu macht, wie es um die Kenntnisse im digitalen Bereich steht. Daraus können Rückschlüsse darüber gewonnen werden, ob einige oder alle Lehrer noch ein zusätzliches Bildungsangebot nutzen sollten.

In dem Medienentwicklungsplan sollte auch festgelegt werden, mit welcher Hardware später unterrichtet wird. Es wäre vorteilhaft, wenn sämtliche Schüler mit gleichen Endgeräten ausgestattet werden. In jedem Klassenraum sollten auch interaktive Whiteboards installiert werden.

Im letzten Schritt wird eine Entscheidung über die nötige Lernsoftware getroffen. Für den digitalisierten Schulunterricht eignen sich zumeist die Cloud-Lösungen am besten. Diese gewähren eine hohe Datensicherheit sowie eine ständige Verfügbarkeit. Für die komplette Einrichtung kann auch gerne die Dienstleistung eines professionellen Anbieters in Anspruch genommen werden. Von den Lehrern kann nicht erwartet werden, dass sie sich neben ihrer eigentlichen Aufgabe noch um die Datensicherheit kümmern sollen.

Externe Anbieter stellen zumeist auch einen Datenschutzbeauftragten. Jede Schule, die eine digitalisierte Bildung anbietet, muss einen Datenschutzbeauftragten benennen. Es ist vorteilhaft, wenn es sich dabei um eine externe Person handelt. Da die Datenschutzbeauftragten sich oftmals unbeliebt machen, wäre es ein Nachteil, wenn diese Aufgabe von jemandem aus dem direkten Umfeld ausgeübt wird.

Fazit

Im Bereich der digitalisierten Bildung gibt es in Deutschland einen großen Nachholbedarf. Im globalen Bereich belegt Deutschland nur hintere Ränge. Die Schulen können aber auch selbst aktiv werden, um die Digitalisierung voranzutreiben.