Die Null endlich mal wieder gehalten, doch in der Abteilung Angriff gibt es viel zu verbessern: Arminia Bielefelds neuer Fußball-Trainer Frank Kramer sagte nach dem 0:0 gegen Union Berlin, es stehe Arbeit an. Es brauche mehr Kaltschnäuzigkeit.
«Wir müssen die wenigen Situationen, die man bekommt in der Bundesliga, viel besser nutzen, damit wir öfter in gute Abschlusssituationen kommen», sagte der Coach nach seinem soliden Arminia-Debüt am Sonntagabend. Insgesamt müsse die Mannschaft in der Offensive «noch klarer werden».
In der Schlussphase der Heimpartie gegen den Tabellen-Siebten hätten seine Profis aus Ballgewinnen zu wenig gemacht. «Da müssen wir einfach mehr draus machen, wenn man das Spiel gewinnen will.» Die Ostwestfalen warten seit nun drei Pflichtpartien auf ein Tor und haben in den bisherigen 23 Liga-Auftritten nur 18 Treffer geschafft – nur Schalke hat noch weniger erzielt.
Letztmals gewann der Aufsteiger Mitte Januar, der Vorsprung auf einen direkten Abstiegsplatz beträgt nur einen Punkt. Dennoch strahlte Coach Kramer Zuversicht aus. Nachdem der Aufsteiger in den fünf Liga-Partien zuvor insgesamt 17 Gegentreffer hinnehmen musste, sah der Nachfolger von Uwe Neuhaus das 0:0 aber als wichtige Grundlage für mehr Durchschlagskraft. «Das gibt der Mannschaft Sicherheit, für die Offensivaktionen, die nötig sind, um Siege einzufahren.»
Allerdings hatten die Ostwestfalen gegen die «Eisernen» auch Glück, vergaben die Gäste ihre wenigen guten Möglichkeiten recht kläglich. Der Angriff der Berliner vermisst derzeit seine Treffsicherheit, in der Rückrunde gelangen erst vier Tore.
Auch war das jüngste Programm der Arminia äußerst fordernd, was die zuletzt schwachen Ergebnisse relativiert. Die zahlreichen Gegentore in den fünf Partien vor dem Trainerwechsel bekamen die Bielefelder unter anderem von Wolfsburg, den Bayern und dem BVB eingeschenkt. Desolat wirkte die Mannschaft dabei nicht. Nach dem 0:3 in Dortmund am vergangenen Wochenende musste dann der bei vielen Arminia-Fans beliebte Aufstiegstrainer Neuhaus gehen, was zahlreiche Anhänger heftig kritisieren.
Wenn das Spiel gegen Union für Kramer für Kramer nun kein Traum-Einstand wurde, war es auch kein Fehlstart. Nach der 0:5-Klatsche im Hinspiel war die zweite Begegnung der Saison gegen die Köpenicker ausgeglichen. Welches der beiden Teams um den Klassenerhalt bangt, war nicht zu sehen. Arminias Sergio Córdova hätte in der Anfangsphase ein Tor schießen können, vergab die große Chance aber.
Und mit dem Einsatz seiner Spieler war der neue Coach höchst zufrieden. «Die Mannschaft hat intensiv gearbeitet. Das ist die Basis.» Genau das müsse die Arminia auch am Mittwoch leisten, wenn das Nachholheimspiel gegen Werder Bremen ansteht.
Die Erklärung für eine kuriose Situation begann Kramer mit einem Witz. Nach seinem Debüt wurde er gefragt, was bei einem Dreifach-Wechsel in der Schlussphase für Verwirrung gesorgt habe – denn es standen vier Einwechselspieler parat, Arminia durfte aber nur noch dreimal wechseln. «Wir wollten verwirren», scherzte der Coach und ergänzte: «Wir haben gedacht, vielleicht kann man so Überzahl herstellen, wenn wir vier aufs Feld schicken und es keiner merkt.»
Dann klärte der 48-Jährige auf, was wirklich passiert war. Kurz vor dem Wechsel sei Arminia-Außenverteidiger Cedric Brunner zu Boden gegangen. Dessen Auswechslung sei nicht geplant gewesen. «Wir mussten kurz warten, ob er weitermachen kann», sagte Kramer, der zuletzt das Nachwuchsleistungszentrum von RB Salzburg geleitet hatte. Es sei «professionell», eine Alternative vorzubereiten.
Abwehrspieler Nathan de Medina habe sich deshalb als möglicher Brunner-Ersatz fertig gemacht. Der Belgier wurde schließlich tatsächlich bei dem Dreifach-Wechsel in der 79. Minute gebracht. «Aus vier macht drei. Wir haben uns nicht verzählt», betonte Kramer.
© dpa (www.dpa.de). Alle Rechte vorbehalten.