Am berühmt-berüchtigten Poggio hetzte Maximilian Schachmann noch den fulminanten Attacken der Radsport-Weltelite hinterher, doch für einen sensationellen Coup reichte es beim Debüt nicht.
Deutschlands große Radsport-Hoffnung ist beim ersehnten ersten Frühjahrsklassiker Mailand-Sanremo nicht über Rang 14 hinausgekommen. Als sich Überraschungssieger Jasper Stuyven (Belgien), der sprintstarke Australier Caleb Ewan und Vorjahressieger Wout van Aert aus Belgien im Schlussspurt die Podestplätze sicherten, fehlte Schachmann die nötige Endgeschwindigkeit.
Sechs Tage nach seiner überraschenden Titelverteidigung bei Paris-Nizza verpasste der 27 Jahre alte Berliner damit den nächsten Coup, mit dem er selbst nicht gerechnet hatte. Als «lernenden Debütant» hatte sich Schachmann bezeichnet, bevor er erstmals die 299 Kilometer von der Weltmetropole an die Mittelmeerküste in Angriff nahm. Bei dem anspruchsvollen Rennen zeigte Schachmann aber auch ohne Top-Ten-Platz ordentlich Präsenz und stellte seine starke Form unter Beweis.
Sein Rennstall Bora-hansgrohe hatte in ihm, dem dreimaligen Weltmeister Peter Sagan und Sprinter Pascal Ackermann am Ende noch drei Fahrer im Kampf um den Sieg. Doch Schachmann und Sagan (Rang vier) fehlten am Ende die nötige Sprintfähigkeit auf den letzten 1000 Metern. «Irgendwie war das ein bittersüßes Rennen. Ich freue mich, dass meine Form langsam zurückkommt, auch wenn noch viel Arbeit vor mir liegt. Auf der anderen Seite bin ich enttäuscht, denn wieder einmal hab ich in Sanremo eine Chance auf den Sieg verpasst», sagte Sagan, dem ein Triumph bei dem Monument noch fehlt.
Und der Weltklasse-Sprinter Ackermann, der dieses Tempo zweifellos gehabt hätte, war bei der Vorentscheidung am Poggio zu weit zurückgefallen. Für den Pfälzer reichte es am Ende zu Platz 20. «Wir können mit dem Rennen heute zufrieden sein, denn im Finale hatten wir Max, Peter und Pascal noch vorne dabei», sagte der Sportliche Leiter Enrico Poitschke. Man sei mit dem Resultat «happy», fügte er an.
Sieger Stuyven, für den in diesem Jahr hauptsächlich die Heim-WM in der Region Flandern zählt, war auf den letzten Kilometern ein Stück enteilt und konnte diesen Vorsprung im Finale retten. Ewan und Landsmann van Aert rauschten von hinten mit riesigem Tempo heran, doch für mehr als die Plätze zwei und drei reichte es nicht mehr. «Ich kann nicht beschreiben, was ich fühle. Das ist der größte Sieg meiner Karriere», sagte Stuyven vom Team Trek-Segafredo. Mit Maske, Blumen und einer großen Flasche Champagner genoss er auf dem Siegerpodest seinen Triumph.
Für die deutschen Radprofis stehen in den nächsten Wochen weitere bedeutende Klassiker auf dem Programm. Bei der Flandern-Rundfahrt (4. April), Paris-Roubaix (11. April) und Lüttich-Bastogne-Lüttich (25. April) gelten Schachmann und Nils Politt als heiße Anwärter für Überraschungen. Den bis dato letzten deutschen Sieg bei Mailand-
Sanremo gab es 2015 durch John Degenkolb, der am Samstag Rang 32 belegte.
© dpa (www.dpa.de). Alle Rechte vorbehalten.