Wer in diesen Wochen und Monaten zur besten Sendezeit Fernsehen guckt, könnte denken, die Fernbedienung sei kaputt: Auf gefühlt allen Kanälen sieht man Thomas Gottschalk gerade eine Show moderieren.
Deutschlands letzter Showmaster hat vor zehn Jahren mit «Wetten, dass..?» zwar sein einstiges Wohnzimmer im ZDF verlassen – danach aber in viele andere Sender gelugt. Die Resonanz war mal größer, mal kleiner. Begegnungen mit einem Mann, der einst Superstars auf seiner Couch sitzen hatte – und nun plötzlich einen sucht.
«Deutschland sucht den Superstar» (RTL)
Der neueste Streich des Zirkuspferdes. Gottschalk (70) nimmt in den diesjährigen Final-Shows von «DSDS» den verwaisten Platz von Chef-Juror Dieter Bohlen (67) ein, der sich überraschend krank gemeldet hat und dessen gesamtes Engagement bei der Castingshow nun endet.
Gottschalk erklärt die Vertretung des Pop-Titans auf seine Art: «Erstens lässt ein Titan den anderen nicht hängen und zweitens hatte ich nichts Besseres vor.» Die Kandidaten könnten ja sowieso alle toll singen. «Ich kann also nichts falsch machen.» Erster Einsatz ist am Samstag im «DSDS»-Halbfinale. Bei RTL geht es auch direkt nach «DSDS» schon weiter für ihn: Ab dem 10. April laufen neue Folgen von «Denn sie wissen nicht, was passiert!» mit Gottschalk, Günther Jauch und Barbara Schöneberger.
«Wer stiehlt mir die Show?» (ProSieben)
Joko Winterscheidt (42) startete im Januar eine Show, die man buchstäblich gewinnen konnte. Die Idee: Die mitunter prominenten Kandidaten und Kandidatinnen versuchen Joko als Moderator abzulösen. Mit dem Urgestein Gottschalk, das man wohl auch nachts um 1.00 Uhr für eine Moderation wecken könnte, hatte Joko einen starken Gegner. In den ersten zwei Ausgaben hatte «Thommy» wie andere Kandidaten noch das Nachsehen und verließ das Studio schmählich durch eine Art Waschstraße. Aber der Filou lernte dazu. Er hatte irgendwann nicht nur einen Regenschirm dabei – im Gegensatz zu Winterscheidt kannte er sich auch mit den Staatssymbolen auf der Flagge der DDR aus. Joko konnte seine Niederlage kaum fassen. ProSieben überschrieb Gottschalk die Sendung, die dieser stark umkrempelte. Der Quizmaster-Ton wurde väterlicher. Immerhin eine Ausgabe konnte sich Gottschalk halten.
«2020 – Gottschalk holt’s nach» (Das Erste)
Im Dezember 2020 moderierte Gottschalk im Ersten eine Art Jahresrückblick – was in einem Corona-Jahr nicht ganz einfach war. Das Konzept: Es sollten Dinge nachgeholt werden, die wegen der Pandemie ausgefallen waren. Gottschalk erklärte dazu geradezu missionarisch, seine gute Laune sei «relativ krankhaft». «Wenn ich sie verliere, sind die anderen schon am Heulen. Daher sage ich: Wenn es einer richten kann, dann ich.»
«Gottschalk feiert» (SWR)
Vom 16. April an ist die Showlegende einmal mehr als Nostalgiker gefragt, diesmal im Regionalfernsehen des SWR. In «Gottschalk feiert: Nochmal 18! Der große Promi-Geburtstag» holt er Stars verschiedenen Alters ins Studio und lässt das Jahr Revue passieren, in dem die Gäste volljährig wurden. Es geht um Musik, TV, Kino und Mode. Moderationsgrößen wie Birgit Schrowange, Laura Wontorra und Kai Pflaume kommen. Auch die Fernseh-Darsteller Jutta Speidel und Uwe Ochsenknecht werden erwartet.
«Germany’s Next Topmodel» (ProSieben)
Fast in Vergessenheit geraten ist Gottschalks denkwürdiges Mitwirken an einer weiteren großen Casting-Show des deutschen Fernsehens. 2019 wohnte er der Kür der «GNTM»-Siegerin bei. Es wurde eine Simone aus Stade. Zugleich wurde in der Show eine Art «Hochzeit» zelebriert, an der ein überdimensionales Murmeltier als Trauzeuge Anteil nahm – und Gottschalk. Man meinte damals eine gewisse Fassungslosigkeit im Gesicht des weit gereisten TV-Urgesteins erkennen zu können. «Für mich ist das alles großer Kinderfasching hier», sagte er.
«Das Supertalent» (RTL)
Eine kurze, aber bemerkenswerte Episode in der Nach-«Wetten, dass..?»-Phase von Gottschalk. 2012 – kurz nachdem er die Wettpaten-Couch verlassen hatte – saß Gottschalk in der Jury der RTL-Show, in der talentierte Mundharmonikaspieler oder schlaue Hunde auftreten. Neben ihm damals: Dieter Bohlen. Das Gebaren des Pop-Titans schilderte er später in seiner Biografie: «Mit starrem Blick auf die eigene Person unterwirft er alles dem Ziel, selber gut auszusehen.» Es blieb ein kurzer Ausflug aufs Casting-Parkett, dem weitere folgen sollten.
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