Über 500 Prostituierte meldeten sich zur Fortbildung

Budapest – Der Interessenverband der Prostituierten in Ungarn meldet einen wesentlichen Erfolg: Mehr als 500 Prostituierte haben sich zu Fortbildungslehrgängen gemeldet, die in den nächsten Wochen beginnen sollen. Unter dem Titel „Stimulierung der Rückkehr von Frauen auf den Arbeitsmarkt“ gewann der Verband dafür über 15 Millionen Forint Unterstützung von der EU, berichtet die Online-Ausgabe der Zeitung „Vasárnap Reggel“ (Sonntagmorgen). Die Lehrgänge sollen die Prostituierten befähigen, ihr Gewerbe als Steuern zahlende Einzelunternehmerinnen und von Zuhältern unabhängig zu betreiben.

„Hauptsächlich aus Budapest und Umgebung kamen Interessenten zu uns“, sagte Verbands-Chefin Ágnes Földi der Zeitung. „In den Großstädten der Provinz war es eher unser Verband, der die Freudenmädchen auf die Möglichkeit aufmerksam machte.“ In Ungarn sind etwa 15 000 Sexarbeiterinnen tätig, schreibt das Blatt. Nach Statistiken haben im Jahre 2005 Männer im Alter von über 15 Jahren fast 125 Milliarden Forint (rund 600 Millionen Euro) für Dienste von Prostituierten ausgegeben. Der Staat kann sich durch Besteuerung der Dienstleistungen zusätzliche Einnahmen erhoffen.

Prositution ist in Ungarn seit 1999 legal. Auf die Idee zu den Lehrgängen kam der Prostituierten-Verband, nachdem die Polizei in Pécs die Daten von 18 Prostituierten nach Kontrollen an das Finanzamt mit der Begründung weitergeleitet hatte, dass diese keine Einkommensteuer zahlen. Daraufhin wurden die Einnahmen behördlich geschätzt und entsprechende Strafen festgelegt. Der Verband habe versucht, dem Ganzen eine gute Seite abzugewinnen, sagte Földi. Wenn die Prostituierten zu Unternehmerinnen würden, bedeute dies auch Vorteile für sie. „Durch ihre Steuer- und Beitragszahlungen würden sie an den medizinischen Dienstleistungen teilhaben und außerdem könnten sie einen Teil ihrer Ausgaben absetzen.“