Kartenspiele sind ein traditioneller Bestandteil der ungarischen Freizeitkultur. In Kneipen und privaten Runden finden sich Menschen zur Entspannung und zum Austausch gerne zusammen und verbringen ihren Abend mit lockerem Zocken. Besonders beliebte Kartenspiele hierbei sind Snapszer, Marias, Poker, Macao und ungarisches Tarock.
Snapszer
Der Snapszer ist für Deutschland kein unbekanntes Kartenspiel. Wie der Name schon vermuten lässt, hat das Spiel eine große Ähnlichkeit mit Schnapsen. Mit kleinen Regelunterschieden ist es in allen ehemaligen Gebieten der österreich-ungarischen Monarchie seit Jahrhunderten vorzufinden. Das Ziel beim Snapszer ist so schnell wie möglich durch Ansagen und Stiche 66 Punkte zu ergattern. Die Größe des Decks hängt dabei von der Anzahl der Spieler ab. In einem Zwei-Spieler-Spiel werden 20 Karten, in einem Drei- oder Vier-Spieler-Spiel dagegen 24 Karten verwendet. Die ungarische Version hat auch die digitale Welt erobert. Auf App Stores können verschiedene Angebote durch wenige Klicks auf das Smartphone heruntergeladen werden.
Marias
Marias ist ein Stichspiel mit Hochzeiten und wird mit 32 Karten gespielt. Grundsätzlich wird mit drei Spielern gezockt. Dabei tritt ein Spieler gegen die zwei anderen Gegenspieler an, die zusammen ein Team bilden. Das Ziel des Einzelspielers ist dabei, mehr Kartenpunkte zu gewinnen als die beiden anderen Spieler zusammen. Beim Grundspiel gibt es fünf verschiedene Kontrakte, die gespielt werden können. Wer auch immer gewillt ist, den höchsten Kontrakt zu spielen, muss allein gegen die beiden anderen Spieler antreten. Es kann aber auch mit zwei oder vier Spielern gespielt werden. Marias ist in vielen Nachbarländern von Ungarn vorzufinden und hat große Ähnlichkeiten mit Schnapsen hinsichtlich seiner Regeln.
Poker
Der Pokerboom nach dem Weltmeisterschaftsieg von Chris Moneymaker im Jahr 2003 steigerte die Popularität von Poker auf der ganzen Welt, einschließlich Ländern, die traditionell keine Affinität besaßen. Unter den zahlreichen Pokerarten hat sich die Variante Texas Hold´em zur beliebtesten entwickelt, da sie leicht zu erlernen ist, aber mit unzähligen verschiedenen Strategien, Taktiken und Nuancen gespielt werden kann. Der Pokerboom hat auch in Ungarn großes Interesse geweckt und ist inzwischen nicht nur ein beliebtes Kartenspiel im Alltag. Ungarische Profispieler auf internationalen Wettbewerben ist in der Pokerszene deshalb keine Seltenheit mehr. Wie Schnapsen kann auch Poker dank der Digitalisierng einfach über Online-Plattformen gespielt werden.
Macao
Macao ähnelt den Kartenspielen Uno, Mau Mau oder Crazy Eights. Eine eindeutige Erstnennung dieser Spiele in der Geschichte ist noch nicht möglich gewesen. Laut Überlieferung stammen die Regeln aus den 1930er Jahren, doch es wird vermutet, dass die Spiele viel älter sind. Beim Macao verteilt der Geber jedem Spieler 5 Karten, die nacheinander abgelegt werden. Die Spieler dürfen dabei entweder eine farblich passende Karte oder eine Karte mit dem gleichen Rang abwerfen. Das Ablegen von bestimmten Aktionskarten hat dabei für die Gegenspieler bestimmte Konsequenzen bzw. Strafen zur Folge. Beim Zocken kann auch geblufft werden. Das bedeutet, dass die Spieler ihre Karten bei Wunsch aufsparen können, um diese strategisch im Spiel einzusetzen.
Ungarisches Tarock
Die beliebte Kartenspielfamilie Tarock ist in ganz Europa verbreitet. Seine Urform wurde 1425 in Italien erfunden und gilt somit als eines der ältesten Kartenspiele. Charakteristisch für das Spiel ist sein Blatt, welches neben den klassischen Farben Herz, Karo, Pik und Treff noch über die sogenannten Tarock verfügt. Allgemein ist Tarock ein Punktstichspiel mit Reizen. In Ungarn ist die Variante mit 42 Karten für vier Spieler vertreten. Am Anfang erhält jeder Spieler 9 Karten, womit er im Verlauf der Runde gemäß der Regeln Stiche erzielen muss. Wer am Spielende Punktemehrheit besitzt, ist Sieger des Spiels. Es wird vermutet, dass diese Version im 19. Jahrhundert aus dem österreichischen Zwanzigerrufen entstanden ist.
Ein Blick in die ungarischen Kartenspiele zeigt, dass Ungarn und Deutschland eine ähnliche Kartenspielkultur haben. Snapszer und Marias ähnelt Schnapsen, Macau ist wie Mau Mau, Tarrock ist ohnehin in ganz Europa verbreitet und Poker hat nach 2003 auch die privaten Spieleabende der Deutschen und Ungarn erobert. Wer sich in Ungarn an ein Spieltisch setzt, wird demnach kaum Anpassungsprobleme haben. Die wenigen Regeländerungen sind einfach zu lernen. Eine Einladung zum Zocken sollte in Ungarn deshalb nicht abgeschlagen werden. Spaß wird es auf jeden Fall machen.