42 Grad auf dem Thermometer, als wir zu Hause ankommen. Das Schwitzen hat sich gelohnt. Endlich ist die Familie offiziell in Miskolc registriert. Aufenthaltserlaubnis und Adresskarte für drei Kinder und zwei Erwachsene. Es hätte so einfach sein können, wäre da nicht dieser eine Fehler gewesen den wir unwissentlich begangen haben.
Bei unserer Ausreise nach Ungarn meldeten wir uns in Deutschland beim Einwohnermeldeamt ab. Leider dachten wir nicht daran, dass wir für unsere drei Kinder Reisepässe brauchen. Das Einwohnermeldeamt meinte, die Geburtsurkunden seien ausreichend, solange wir uns in Europa bewegen. Nun denn, nichts ahnend wanderten wir aus.
Bei unserem ersten Gang zur Auswanderungsbehörde in Miskolc wurden wir auf das Fehlen der Reisepässe aufmerksam gemacht. Es begann ein Behördenspießrutenlauf. Uns wurde geraten nach Budapest zur Deutschen Botschaft zu fahren. Nach einem langen Telefonat stellte sich heraus, dass diese sich weigert uns Reisepässe auszustellen. Wir gaben nicht gleich auf und riefen ein paar Tage später erneut an. Der andere Sachbearbeiter machte uns Mut. Wenn wir Bilder mitbringen, sollte es kein Problem sein. Wir vereinbarten einen Termin und versuchten unser Glück.
Mit zwei Reisekoffern voller Bilder und sämtlichen Unterlagen der Kinder ging es nach Budapest. Tatsächlich weigerte sich die Behörde vehement. Wir sollen zurück nach Deutschland und dies dort erledigen. 14 Stunden Autofahrt hin und 14 Stunden Autofahrt zurück und das alles für drei Reisepässe. Eine sehr niederschmetternde Nachricht. Wir riefen noch vor Ort bei unserer letzten Meldeadresse an. Dort der nächste Dämpfer. Da wir in Deutschland nicht mehr gemeldet sind, ist es auch dort nicht möglich Reisepässe auszustellen. Wenn wir uns anmelden, die Pässe machen lassen und sofort wieder abmelden, gilt dies als Betrugsversuch und wird mit mehreren 1000 Euro geahndet. Wir schilderten diese Problematik in der Botschaft. Eine Lösung muss her.
Tatsächlich einigten sich die Behörden auf folgenden Masterplan: Wir suchen einen Freund oder Verwandten in Deutschland. Dieser geht mit Passbildern und Geburtsurkunden zum Notar und lässt beglaubigen, dass er die Kinder kennt. Wir wundern uns. Wir haben alle Unterlagen, vom Mutterpass bis zum letzten Zeugnis. Es reicht alles nicht, nur weil kein Bild auf einem amtlichen Dokument zu sehen ist. Vermeidung von Kindesentführung, wird uns erklärt. Man versucht es diesen Verbrechen sehr schwer zu machen. Nicht nur denen. Zwei Reisekoffer voller Bilder könnten gefälscht sein.
Merkwürdig, dass es nun endlich, dank einer eidesstattlichen Versicherung unseres langjährigen Freundes geklappt hat. Drei Monate Behördenkrieg, Diskussionen und ca. 300 Euro Lehrgeld später ist Familie Stelling endlich registriert und angemeldet in Ungarn. Am Ende sind wir natürlich selber schuld. Dennoch wagen wir es, uns über die Deutsche Botschaft und den Aufwand einer Kindesentführung ein wenig zu wundern.
Von Dorothea Stelling