Sinnlos verfallender Club Aliga

Der Bürgermeister von Balatonvilágos geht auf die Barrikaden

Der Club Aliga, der einst legendäre Erholungskomplex der Partei, wartet in dieser Saison in einem erbärmlichen Zustand auf die Gäste und auf eine erneute Tenderausschreibung, während die Vermögensdirektion der Schatzkammer – nach drei erfolglosen Versuchen, den Club zu verkaufen – die neuerliche Tenderausschreibung monatelang verzögert. Der Bürgermeister von Balatonvilágos erwägt, dagegen Protest einzulegen.

„Dass man die Zeit so vergehen lässt, ist empörend, und man weiß auch nicht, welchen Interessen das dienen soll, was um die den Club Aliga erneut zum Verkauf anbietende Ausschreibung herum geschieht“, äußerte der Bürgermeister von Balatonvilágos Barnabás Fekete unserem Korrespondenten gegenüber. Er ist zum Protest bereit. Die Vermögensdirektion hielt auch ihr letztes Versprechen nicht ein, laut dem der Tender am 24. Mai bekannt gegeben wird. Der Bürgermeister führte aus, dass er auf den Verlust an Vermögen aufmerksam machen will, der in den letzten Jahren geschah, und der nicht nur dem Staat, sondern auch dem Ort großen Schaden zufügt. Die heruntergekommenen Villen, der drastisch zurückgehende Gästeverkehr, das abgelöste Management, die entlassenen Mitarbeiter – all das steht für den Club Aliga heute, dessen Betreibung mit jedem neuen Tag dem Staat nur Verlust bringt. Mit den Gebäuden und Mauern ist der einstige, den Erholungskomplex der Parteielite umgebende Mythos heute abgebröckelt, obwohl noch lange Zeit nach der Wende berühmte Politiker, Geschäftsleute und Schauspieler sich gern hierher zurückzogen. Immer mehr stehen der Tatsache verständnislos gegenüber, warum man dieses Objekt derart sich selbst überlässt, wodurch der sich auf 47 ha ausdehnende und aus 55 Gebäuden bestehende Erholungskomplex wettbewerbsunfähig wird, den viele wegen seiner einmaligen Lage für einen nationalen Schatz halten.

Das Gelände ist besonders wertvoll, da es zum großen Teil von Lößwänden umgeben ist und deshalb eine selbständige Einheit im Ortsgebiet darstellt, die unter anderem über einen anderthalb Kilometer langen Strand, einen Park mit altem Baumbestand und auch über einen Hafen verfügt.

Die Notwendigkeit, des Verkaufs des Erholungskomplexes wurde schon vor einigen Jahren erwogen, um nicht weitere staatliche Gelder für den Ausbau aufzuwenden, doch das erwies sich immer als heikle Angelegenheit. Anfangs vereitelten Verdächtigungen und politische Auseinandersetzungen sogar die Ausschreibung des Tenders, später wurden die Stimmen, die einen freien Zugang zum Strand forderten, immer lauter, angeführt von der Selbstverwaltung und der Interessenvertretung der Ferienhausbesitzer, dann wurden die potentiellen Investoren durch den Umstand, dass das Ufer gemäß Balaton-Gesetz zur öffentlichen Fläche wurde, abgeschreckt. Heute scheint es das größte Problem zu sein, dass kein Flächenstrukturplan für die Immobilie angefertigt wurde, der grundlegend beeinflusst, wie die Immobilie in der Zukunft genutzt werden kann.

Club Aliga gelangte in den vergangenen anderthalb Jahrzehnten mal in die Verwaltung des Staates, dann in die des Gesundheitsministeriums, doch keiner wandte Gelder für die Rekonstruktion, schon gar nicht für einen Ausbau auf. Das führte zu einem derartigen Verfall der Bausubstanz, der den Gebäudekomplex heute zu einem Schandfleck macht. Das Objekt verfügt neben 600 Betten heute zwar über Konferenzräume, Schwimmhalle und Sportanlagen, doch es kann seit Jahren im Höchstfall ein Drittel der Kapazität ausnutzen. Die mobilen Werte wurden vor Jahren woandershin geschafft, vor ein paar Monaten transportierte das Gesundheitsministerium die noch verbliebenen Gemälde ab. Heute erinnert nur noch angeschlagenes Herender Porzellan an die alte Pracht. Da auch die Bewachung der Immobilie zu wünschen übrig lässt, wird die einfache Einrichtung von Metalldieben geplündert.
Der Erholungskomplex brachte auch so noch in den letzten Jahren Einnahmen von jährlich 630-650 Millionen Forint ein, vor allem dank des Konferenztourismus des Gesundheitswesens. Das bedeutet unter Berücksichtigung der Unterhaltungs- und Betriebskosten allerdings jährlich einen Verlust von 20-90 Millionen Forint. Deswegen wurde der Club Aliga dem vorherigen Vermögensverwalter, dem Gesundheitsministerium, zu einer ausgesprochenen Last. Der Vermögensdirektion wurde 2004 die Aufgabe übertragen, die Immobilie so schnell wie möglich zu verkaufen. Das ist bisher nicht geglückt. Die ersten drei Versuche, durch die der Komplex zuerst im Ganzen für 8 Milliarden Forint, dann in vier Teilen an Investoren veräußert werden sollte, führten zu keinem Ergebnis. Eine erneute Ausschreibung verzögert sich seit Februar, während der Erholungskomplex mit der beginnenden Saison unter immer unerträglicheren Umständen versucht funktionsfähig zu bleiben.

In den letzten Monaten löste die Schatzkammer das gesamte Management der den Club betreibenden Club Aliga Rt. ab und ernannte einen eigenen Mitarbeiter zum Generaldirektor, der ein- bis zweimal pro Woche aus der Hauptstadt kommt. Wegen der unbezahlten Rechnungen und der sich wegen der Personalaufwendungen anhäufenden Schulden musste die Schatzkammer mehr als 300 Millionen Forint für die Konsolidierung des Betreiberunternehmens aufwenden. Die Schatzkammer wollte zum Ende des Sommers schon die Aufnahme von Gästen einstellen, deshalb gab es keine Angebote, dann kehrten wegen der unsicheren Situation mehrere langjährige Gäste nicht zurück bzw. fiel für das Objekt für diesen Sommer der traditionelle Konferenztourismus aus. Wegen der Proteste am Ort wurde zwischenzeitlich die Konzeption geändert und der Erholungskomplex blieb bei strikten Sparmaßnahmen weiterhin „in Betrieb”. Inzwischen wurden den hier tätigen 110 Mitarbeitern gekündigt. Gegenwärtig versuchen noch 40 Mitarbeiter die wichtigsten Arbeiten in den Hotels, den Restaurants und den Sportanlagen mit befristeten Verträgen durchzuführen, doch die Fluktuation ist groß. Nach unseren Informationen reichen die alten Fachleute wegen der unsicheren Lage und der auf sich warten lassenden Gehälter reihenweise die Kündigung ein. Es ist fraglich, unter welchen Umständen der Komplex die fast 500 Teilnehmer der nächsten Konferenz empfangen kann.

Da das Gesundheitsministerium dringend Einnahmen brauchte, ging der Club Aliga durch ein Tauschgeschäft an das Finanzministerium über, doch für den Verkauf sorgt auch weiterhin die Schatzkammer. Der Bürgermeister von Balatonvilágos meint, dass sich die Ausschreibung deshalb seit Monaten verzögert, weil die Schatzkammer bis zur Bestätigung des Struktur- und Regulierungsplans der Gemeinde den Verkauf unterbrechen wolle. Laut Barnabás Fekete ist das unannehmbar, weil der Anfertigung des detaillierten Ortsregulierungsplans 12-15 Millionen Forint kosten würde und im Sinne einer früheren Vereinbarung das die Aufgabe der Schatzkammer wäre. Der Verkauf des Clubs Aliga darf sich jedoch deshalb nicht verzögern. Nach seinen Berechnungen gehen der Gemeinde jährlich 21 Millionen Forint Gebäudesteuer verloren, weil es sich um eine staatliche Immobilie handelt, die nicht mit Kommunalsteuer belegt werden kann. Wie er sagt, verliert Balatonvilágos aber viel mehr durch den Verlust von Arbeitsplätzen und wegen der zurückgehenden Fremdenverkehrsteuer. Während im Jahre 2001 41.000 Gäste die sogenannte Kurtaxe zahlten, wurden im vergangenen Jahr nur 18.000 Gastnächte im Komplex registriert, dessen Kapazität viel größer ist und der zur Realisierung von weiteren 90-100 Millionen Forint/Jahr imstande wäre – meint Barnabás Fekete, der weitere Überraschungen vonseiten des Staates fürchtet. Seiner Ansicht nach steht aufgrund eines Beschlusses des Obersten Gerichts aus dem Jahre 1999 die Hälfte des Werts der im inneren Verwaltungsgebiet von Ortschaften privatisierten staatlichen Flächen der kommunalen Selbstverwaltung zu, worüber Balatonvilágos der Regierung nach dem Verkauf die Rechnung einzureichen beabsichtigt.

Nach unseren Informationen befassten sich in den letzten Jahren neben ausländischen Investoren auch bekannte ungarische Geschäftsleute mit den im Club Aliga verborgenen Möglichkeiten – darunter Sándor Csányi, Sándor Demján oder Csaba Tarsoly–, doch die Mehrheit ließ die ursprünglichen Vorstellungen wieder fallen, letztens wegen der Verzögerung der Ausschreibung bzw. der Unsicherheitsfaktoren. Es ist denkbar, dass trotzdem Interesse an der neuen Ausschreibung besteht, denn der verfallende, seinen Markt verlierende Immobilienkomplex oder dessen Teile werden wahrscheinlich immer billiger zu erwerben sein.

Die neue Ausschreibung wird vermutlich binnen Wochen bekannt gegeben – teilte Árpád Bardóczy, der Hauptabteilungsleiter Verkauf der Vermögensdirektion, mit. Nach seinem Bericht wird der Ferienkomplex ähnlich wie bei dem Tender im Herbst vergangenen Jahres auch in Teilen, die drei Gebäudekomplexe getrennt, angeboten werden, während die zu öffentlichen Flächen umzugestaltenden Uferabschnitte langfristig in der Vermögensverwaltung bleiben sollen. Im Vergleich zum vorigen Tender wird sich ändern, dass die Angebotssicherheit (Reugeld) wesentlich gesenkt wird, doch die Zahlungsbedingungen verschärft werden.

Nach der Auffassung von Árpád Bardóczy wird die erneute Verzögerung der Tenderausschreibung dadurch verursacht, dass eine gründliche juristische Überprüfung der mit der Immobilie verbundenen Pflichten gefordert wurde. Was den fehlenden detaillierten Ortstrukturplan des Clubs Aliga anbetrifft, kann das laut dem Fachmann im Sinne des mit dem Bürgermeister der Gemeinde abgeschlossenen Vertrages kein Hindernis bedeuten, denn der zukünftige Investor kann den Plan mit der Selbstverwaltung zusammen anfertigen. Der Hauptabteilungsleiter befürchtet nicht, dass die Unsicherheit des Ausschreibungstermins die potentiellen Investoren abhalten könnte. Wie er erklärte, verhandelte er dieser Tage mit einem Interessenten, der für die Immobilie schon einmal ein Angebot abgab, doch damals die Angebotssicherheit nicht einzahlte.

T.T.