Wesentlich mehr Arztbesuche in Südtransdanubien
In Südtransdanubien kommen ungefähr soviel Patienten auf einen Hausarzt wie in der Region Mittelungarn. Die Anzahl der Untersuchungen ist in Südtransdanubien dennoch wesentlich höher, einer der Gründe dafür kann die Armut sein.
Die Anzahl der auf einen Hausarzt kommenden Untersuchungen ist in der Region Südtransdanubien um 35 Prozent höher als in Mittelungarn. Der Unterschied wird erst Recht beim Vergleich zwischen dem Komitat Tolna und Budapest spürbar. In der Hauptstadt kommen auf einen Hausarzt 8197 Untersuchungen; im Komitat Tolna sind es 13.064 – stellte sich aus dem unlängst veröffentlichten Bericht des staatlichen Statistikamtes heraus. Nach Aussage des Hausarztes Róbert Schranz kann das zwei Hauptgründe haben. Zum einen kann es daran liegen, dass die Menschen in der Region Südtransdanubien vielleicht kranker sind als in Mittelungarn. Das kann allerdings nicht mit ausreichender Sicherheit festgestellt, doch auch nicht angezweifelt werden – sagte er. Die andere Möglichkeit liegt darin, dass der Arzt in Südtransdanubien eher aufgesucht wird. Der Hausarzt fügte hinzu, dass die meisten der zu ihm kommenden Patienten aus gutem Grund in die Praxis kommen. Für Eszter Péntek, Soziologin an der Pécser wissenschaftlichen Universität, hängt die Zahl der bei einem Arzt erscheinenden Patienten erheblich davon ab, wie schnell, wie leicht und für wie viel Geld diese Praxis erreichbar ist. In den städtischen Gemeinden können die Einwohner im Allgemeinen leichter medizinische Versorgung in Anspruch nehmen. Die Daten des Statistikamtes stehen scheinbar im Widerspruch dazu. In der Region Mittelungarn wohnt ein wesentlich größerer Anteil der Bevölkerung in großen Städten als in Südtransdanubien. Dennoch suchen anteilsmäßig weniger Menschen den Arzt auf. Über das Maß der Urbanisierung hinaus müssen demnach noch andere Faktoren in Betracht gezogen werden. Laut der Erhebung des Meinungsforschungsinstituts Gallup steht das Verhältnis der häufigen Arztbesuche in einem Zusammenhang zum niedrigen Grad der Schulbildung. Es ist ebenfalls eine Angabe des Statistikamtes, dass in Mittelungarn 15 Prozent der Bevölkerung, die älter als sieben Jahre ist, über ein Diplom verfügt, während dieser Anteil in Südtrandanubien nur bei 8 Prozent liegt. Dementsprechend sind auch die Einkommen in den beiden Regionen unterschiedlich. In Mittelungarn beträgt das auf eine Person entfallende Bruttoeinkommen 1.314.714 Forint, während es in Südtransdanubien nur 881.001 Forint sind. Diejenigen, die über ein höheres Einkommen und eine bessere Schulausbildung verfügen, wenden darüber hinaus häufig auch alternative Heilmethoden an. Deshalb erscheinen sie seltener in den Arztpraxen, wo traditionelle Heilmethoden angewendet werden. Ein großer Teil der besser ausgebildeten Einwohner wendet sich auch deshalb mit seinen Beschwerden nicht an den Arzt, weil sie schon selbst irgendeine Heilmethode kennen. Ein weiterer Grad, warum sie seltener in Arztpraxen anzutreffen sind, ist, dass sie dafür weniger Zeit haben – sagte Eszter Péntek. Die Wohnbedingungen sind ebenfalls entscheidend. Südtransdanubien ist in dieser Hinsicht zurückgeblieben. Aufgrund der Daten der Volkszählung von 2001 lebten in Mittelungarn 55 Prozent der älteren Menschen in Vollkomfortwohnungen, in Südtransdanubien waren es nur 40 Prozent.