Bayerns Ministerpräsident Markus Söder hält die Corona-Warn-App bislang für praktisch wirkungslos. «Die App ist leider bisher ein zahnloser Tiger. Sie hat kaum eine warnende Wirkung», sagte der CSU-Chef den Zeitungen der Funke Mediengruppe.
«Daher braucht es ein digitales Update, um alle Möglichkeiten auszuschöpfen, damit die Corona-App wirksam wird.» Wie genau dieses Update aussehen soll, ließ Söder offen.
Auch der SPD-Gesundheitspolitiker Karl Lauterbach forderte wegen der stark steigenden Corona-Zahlen eine Aufrüstung der Corona-Warn-App mit zusätzlichen Funktionen. Er sagte dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND/Dienstag), man könne sich nicht damit zufrieden geben, dass nur 60 Prozent der positiv getesteten Nutzer ihren Befund für Warnungen durch die App weiter melden. «Die Fragestellung müsste umgekehrt werden: ob jemand explizit nicht warnen will.» Bislang müssen Nutzer, die einen positiven Befund bekommen, aktiv zustimmen, dass ihre Risikokontakte über die App informiert werden.
Auch weitere Funktionen wie das Teilen von Ort und Datum des Risikokontakts könnten hilfreich sein, müssten aber auf freiwilliger Basis erhoben werden, sagte Lauterbach dem RND.
Die deutsche App wurde mittlerweile rund 19,8 Millionen Mal heruntergeladen. Experten gehen davon aus, dass die Anwendung von mehr als 16 Millionen Menschen in Deutschland aktiv genutzt wird. Erst am Montag war eine neue Version der App erschienen. Damit können bei der Risiko-Ermittlung jetzt auch Kontakte mit Nutzern der offiziellen Corona-Apps anderer Länder ermittelt werden. Gleichzeitig wurde die App um eine Tagebuch-Funktion erweitert. Darin können infizierte Nutzer ihre Krankheitssymptome eintragen. Mit Hilfe dieser Angaben kann der Algorithmus der App das Infektionsrisiko präziser berechnen.
Nach einem Bericht des Nachrichtenportals «ThePioneer» informieren inzwischen fast 500 Corona-Infizierte pro Tag mit Hilfe der Warn-App andere Menschen über den eigenen Positiv-Befund. Dies entspricht 13 bis 14 Prozent der Gesamtzahl der Neu-Infizierten. «Die App wird gut angenommen. Jede Infektionskette, die hierdurch zusätzlich unterbrochen wird, ist wichtig», sagte Gottfried Ludewig, Leiter der Digital-Abteilung im Bundesgesundheitsministerium.
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