Zahlreiche Wähler in Ungarn erinnern sich offenbar nach dem Urnengang nicht mehr daran, wem sie ihre Stimme gegeben haben. Das ergab eine aktuelle Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Tarki anlässlich der jüngsten Parlamentswahl. Zwischen erstem und zweitem Wahlgang erkundigte sich das Institut bei Wählern danach, für welche Partei sie votierten. Dabei ergab sich, dass angeblich 64 Prozent für die gemeinsame Liste vom Bund Junger Demokraten (Fidesz) und der Christlich-Demokratischen Volkspartei (KDNP) stimmten. In Wirklichkeit erhielt der Wahlsieger jedoch im ersten Wahlgang annähernd 52 Prozent.
Auch die Antworten auf die zweite Frage, ob der Betreffende an der Wahl teilnahm, brachte eine erhebliche Abweichung zum tatsächlichen Befund: 74 Prozent behaupteten, dabei gewesen zu sein. Die tatsächliche Wahlbeteiligung lag jedoch nur bei 64 Prozent. Meinungsforscher rechnen zwar damit, dass sie nicht immer korrekte Antworten auf ihre Fragen erhalten. Seit der Wende ist nach Auskunft der Meinungsforscher in Ungarn zu beobachten, dass die Wähler häufig vor und nach der Abstimmung jeweils etwas anderes sagen. Das komme auch international vor. Die beträchtliche Abweichung in beiden Fällen bleibt dabei aber für die Meinungsforscher im Dunkeln.