Sturm tobte über Ungarn – Schwere Schäden überall

Ein Sturmtief mit sintflutartigen Regenfällen hat am Wochenende in Ungarn gewütet. Im Raum Siófok war am Freitag bereits die Niederschlagsmenge eines ganzen Monats Mai gefallen. Die Entwässerungsgräben konnten die Wassermassen nicht mehr aufnehmen, schilderte Gábor Varga vom Agraramt des Komitats die Situation.

Umfangreichen, aber noch nicht berechneten Zerstörungen vom Wochenende folgten schon am Montag neue. Am Südufer des Balaton verkehrten keine Züge. Eine Zeitlang musste sogar die Autobahn M7 (Budapest-Balaton-Kroatien) gesperrt werden, weil der Sturm einen Lastzug umgeworfen hatte.

Auch im Verlauf des Montags legte sich der Sturm nicht. An mehreren Stellen entwurzelte er Bäume und Lichtmasten. Am dritten Sturmtag gab es Zerstörungen an Ferienhäusern, Gaststätten, Imbissstuben und auch Gebäuden der Selbstverwaltungen von Kommunen. Auch das Stromnetz am Südufer war lahmgelegt. Die Lage war so dramatisch, dass mancherorts Hilfe erst nach Tagen erwartet werden konnte – zu viele Einsätze wurden angefordert.

Der Bürgermeister von Balatonfenyves, Gábor Lombár, sprach von Millionenschäden. Die vielerorts vor dem Unwetter abgeschlossenen Saisonvorbereitungen müssen nun von vorn beginnen.

Allein der Ausbildung und dem Mut der Besatzung vom Rettungsschiff Rupert war es zu danken, dass drei Erwachsene und ein Kind nicht im Balaton ertranken. Samstagnacht wurden sie aus dem Balaton gerettet. Die Betroffenen waren total entkräftet, als die Schiffsbesatzung sie vor Zamárdi in den Fluten entdeckte.

Im Südwesten Ungarns fiel während der Unwetter mindestens ein Viertel der jährlichen Niederschlagsmenge, doch auch andere Landesteile wurden vom Regen geradezu geflutet. Mehr als 70 Straßenabschnitte wurden vom Wasser fortgerissen oder unterspült. Vielerorts standen Straßen längere Zeit unter Wasser oder waren schwer zu erreichen. Bäche und Flüsse traten über die Ufer. Für eine Gesamtstrecke von 624 Flusskilometer wurde Hochwasserbereitschaft ausgerufen. Im Komitat Borsod mussten tausende Menschen vor den Wassermassen in Sicherheit gebracht werden. In Westungarn waren 780 Monteure der Stromversorger unterwegs, um Ausfälle im Stromnetz zu beheben. Etwa 100 000 Verbraucher waren dort zeitweise ohne Strom.

Statistiker sprechen davon, dass es seit 70 bis 80 Jahren nicht solche Niederschlagsmengen in Ungarn gegeben haben soll wie bei diesem Unwetter innerhalb von zwei bis drei Tagen. Die meisten Schadensfälle wurden in Budapest, Pécs, Győr und Miskolc gemeldet. Die Versicherung Generali hatte bis Montagmittag 800 Meldungen über Sturmschäden aufgenommen.