Bob Dylan hat die Verlagsrechte an allen seinen Songs an den weltgrößten Musikkonzern Universal Music verkauft – und damit schätzungsweise mehr als 300 Millionen Dollar eingenommen.
Der Branchenriese selbst nannte am Montag keinen Preis für die mehr als 600 Titel wie «Blowin‘ in the Wind», «Knockin‘ On Heaven’s Door» oder «The Times They Are A-Changin’». Die «New York Times» veröffentlichte aber den geschätzten Wert, während Branchenbeobachter auf jeden Fall von mehreren hundert Millionen ausgingen.
Die Verlagsrechte haben sich in der Musikbranche insbesondere mit dem Erfolg der Streaming-Dienste zu einem äußerst wertvollen Gut entwickelt. Ihre Besitzer bekommen unter anderem Geld, wenn die Titel in Filmen oder Werbung verwendet oder von anderen Künstlern aufgenommen werden. In der aktuellen Pandemie erhielten sie zusätzliche Bedeutung als Einnahmequelle, da für Musiker die Einnahmen aus Live-Auftritte wegfielen.
Das alles löste ein regelrechtes Goldfieber um die Verlagsrechte mit erhöhter Deal-Aktivität aus. So wurden vor kurzem die Rechte am Songkatalog von Taylor Swift Medienberichten zufolge ebenfalls für über 300 Millionen Dollar von Finanzinvestoren gekauft. Es war schon der zweite Verkauf, nachdem sie im vergangenen Jahr zusammen mit ihrer früheren Plattenfirma den Besitzer wechselten. Da sie keine Kontrolle darüber hatte, nimmt sie ihre Musik aktuell neu auf. Zuvor hatte sie versucht, die Rechte selbst zu kaufen.
Erst vor wenigen Tagen verkaufte auch die Fleetwood-Mac-Sängerin Stevie Nicks den Mehrheitsanteil an ihrem Song-Katalog – der laut Medienberichten dabei mit 100 Millionen Dollar bewertet wurde. Schon in der Vergangenheit hatte es Konflikte um wertvolle Songrechte von großen Bands wie die Beatles gegeben.
Universal Music sichert sich mit dem Deal die Rechte auf Dylan-Songs vom Klassiker «Blowin‘ In The Wind» aus dem Jahr 1962 bis zum diesjährigen Titel «Murder Most Foul». Der Konzern hält damit weiter seine starke Position in der Branche vor einem für die kommenden Jahre erwarteten Börsengang. Der Musikverlag des Konzerns hat bereits die Rechte für Musik von Größen wie Coldplay, Abba, Justin Bieber, Adele, den Beach Boys und Billie Eilish.
Der Folk-Rock-Pionier Dylan gehörte zu den wenigen Künstlern, die die Verlagsrechte für ihre Musik selbst kontrollierten. Der 79-jährige ist zugleich der einzige Musiker, der einen Literatur-Nobelpreis für seine Texte bekam. Dylan sei schon seit Jahren in Gesprächen mit der Chefin des Universal-Music-Verlagsgeschäfts, Jody Gerson, über einen Verkauf gewesen, berichtete die «Financial Times». Bis zur Pandemie ging Dylan trotz seines Alters regelmäßig auf Tour mit Dutzenden Auftritten jedes Jahr.
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