Gefühl der Unsicherheit macht sich breit in Deutschland

Wer hätte im Februar 2020 erwartet, dass über Monate Geschäfte und Restaurants geschlossen sein würden? Oder dass ein wütender Mob das Kapitol stürmen könnte? Viele Menschen kommen mit so viel Unerwartetem nicht gut klar.

Die Corona-Pandemie ist für viele Menschen in Deutschland mit großen wirtschaftlichen und gesundheitlichen Sorgen verbunden.

Auch eine allgemeine Verunsicherung macht sich breit, wie aus dem am Mittwoch in Berlin vorstellten «Sicherheitsreport 2021» hervorgeht. Die Studie zeigt, dass aktuell nicht mehr die Angst vor Krieg, Terror und Altersarmut im Vordergrund steht. Sehr viele Menschen (70 Prozent) treibt vielmehr die Angst vor den wirtschaftlichen Folgen der Corona-Krise um.

Der Bericht, der alljährlich vom Meinungsforschungsinstitut Allensbach gemeinsam mit dem Centrum für Strategie und Höhere Führung erstellt wird, offenbart außerdem: Jeder Zweite trägt eine diffuse Sorge vor neuen, konkret unvorhersehbaren Risiken in der Zukunft mit sich herum. 51 Prozent der Teilnehmer der Studie nannten auf die Frage, was ihnen aktuell große Sorgen bereite, «die allgemeine Unsicherheit, wie es weitergeht». Zum Vergleich: als das Meinungsforschungsinstitut ein Jahr zuvor nachgefragt hatte, spürten diese generelle Unsicherheit rund 32 Prozent der Menschen hierzulande.

Sehr präsent sind zurzeit außerdem die von 65 Prozent der Befragten geäußerte Sorge, Gewalt und Kriminalität könnten zunehmen. Der Klimawandel spielt – vielleicht auch weil Corona als großer neuer Sorgenfaktor hinzugekommen ist – nicht mehr die gleiche Rolle im Denken der Deutschen. Während die Folgen des Klimawandels im Januar 2020 noch von 61 Prozent der Befragten als wichtiges Sorgen-Thema wahrgenommen wurden, äußerten sich im Januar 2021 rund 54 Prozent der Studien-Teilnehmer entsprechend. Allensbach-Geschäftsführerin Renate Köcher glaubt aber nicht, dass dies von Dauer sein wird. Sie sagte: «Sobald die Pandemie in den Hintergrund tritt, werden andere Risiken wieder verstärkt wahrgenommen, insbesondere auch die Folgen des Klimawandels.»

Deutliche Verschiebungen nahmen die Meinungsforscher auch bei der Einschätzung anderer Staaten wahr. Auf die Frage, von welchen Ländern aktuell die größte Bedrohung für den Frieden international ausgehe, nannten deutlich weniger Menschen den Iran und die USA. Im Falle der USA hat sich der Wert fast halbiert. Er sank – auch bedingt durch den Wechsel im Weißen Haus – von 61 Prozent auf 31 Prozent. Dagegen sehen derzeit mehr Menschen in Deutschland China als Bedrohung als noch vor einem Jahr.

«Erstmals seit langer Zeit plagen die Deutschen wieder wirtschaftliche Sorgen», resümierte Klaus Schweinsberg, Geschäftsführers des Centrums für Strategie und Höhere Führung. Diese Fragen würden voraussichtlich auch im anstehenden Bundestagswahlkampf eine zentrale Rolle spielen.

Als einen wichtigen Helfer in der Corona-Krise nehmen viele Menschen aktuell die Bundeswehr wahr. Die unterstützt unter anderem bei Corona-Tests, mobilen Impf-Teams und bei der Kontaktnachverfolgung. Laut Umfrage finden 60 Prozent der Bevölkerung das Engagement der Truppe bei der Bekämpfung der Pandemie hilfreich. 81 Prozent der Befragten befürworteten darüber hinaus, mehr Möglichkeit zu schaffen, die Bundeswehr in Krisenzeiten für Hilfsdienste im Inland einzusetzen.

Die Linke sieht hier ein Problem. Sie sähe beispielsweise bei der Corona-Kontaktverfolgung lieber mehr zivile Kräfte im Einsatz – etwa Menschen, die durch die Pandemie ihren Job verloren haben. Die innenpolitische Sprecherin der Linksfraktion im Bundestagtag, Ulla Jelpke, hatte kürzlich gesagt: «Was absolut nicht sein darf: Dass die Bundesregierung die Corona-Krise als Gelegenheit nutzt, die Bundeswehr als Freund und Helfer in Szene zu setzen.»

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