Ungarn steht wirtschaftlich solide da und zieht eine immer größere Zahl an deutschen Unternehmen an. Diese Stärke zeigt sich aber nicht nur in Wachstumsdaten, sondern auch am Beispiel der Nationalwährung Forint, die sich 2020 mehr als robust gegen Krisen aller Art zeigte. Was genau macht die Stärke des Forint aus? Welche Akteure profitieren davon? Und wie wird sich das Verhältnis deutscher Firmen zu Ungarn in den kommenden Jahren voraussichtlich entwickeln? Ein Blick auf Daten und Fakten.
Der Forint zeigt sich stark
Teilweise galt Ungarn in den vergangenen Jahren als wirtschaftlich unsicheres Land, da es bislang noch nicht Teil der Eurozone ist. 2021 zeigte sich die Nationalwährung Forint allerdings äußerst stark und konnte im Vergleich zum Euro phasenweise sogar an Wert zulegen. Grund dafür ist die mehr als robuste Wirtschaft des Landes. Dabei sah es für die ungarische Währung zunächst nicht sonderlich gut aus: Nachdem Anfang der 1990er Jahre die freie Marktwirtschaft in Osteuropa eingeführt wurde, fiel der Wert des Forints zunächst drastisch, da die osteuropäischen Länder wirtschaftlich noch nicht mit dem Westen mithalten konnten. Im Jahr 1992 lag die Inflationsrate in Ungarn bei 32,2 Prozent. Zum Vergleich: Die Europäische Zentralbank und auch die Bundesregierung geben ein jährliches Inflationsziel von etwa zwei Prozent an, um das Wirtschaften möglichst planungssicher zu halten. Doch über die Jahre stabilisierte sich der Forint. Im Jahr 2009 lag die Inflation der Währung noch bei 5,6 Prozent, doch zwischen 2014 und 2018 und zuletzt im Jahr 2020 zeigte sich Ungarn wirtschaftlich äußerst robust. Für das osteuropäische Land ist dies kein Ausnahmezustand: Bereits zwischen 1994 und 2006 konnte Ungarn hohe Wachstumsraten aufweisen.
Vielzahl von Akteuren profitiert
Von dieser Stabilität der Währung und Wirtschaft profitiert eine Vielzahl von Akteuren. Äußerst positive Nachrichten sind dies beispielsweise für die ungarischen Unternehmen, die in den vergangenen Jahren für einen deutlichen wirtschaftlichen Aufschwung des Landes gesorgt haben. Zwischen 2014 und 2019 lag das Wirtschaftswachstum Ungarns meist über vier Prozent jährlich, 2018 wuchs das BIP sogar um 5,09 Prozent. Im Vergleich zu Deutschland sind dies Traumwerte. Keine Überraschung ist es daher, dass die ungarischen Konzerne die potenzielle Einführung des Euro skeptisch sehen.
Ebenso sieht es bei deutschen Firmen aus, die laut einschlägigen Presseberichten den Standort Ungarn sehr zu schätzen wissen. Firmen wie BMW haben den ungarischen Markt für sich entdeckt und bewerben inzwischen auch Fahrzeuge der Luxusklasse in den dortigen Medien. Der Audi-Konzern wiederum ist bereits seit Anfang der 1990er Jahre in der 130.000 Einwohner fassenden westungarischen Stadt Győr ansässig: Seit 1993 existiert dort der Audi Hungaria Motor Standort, Ende 2015 beschäftigte man nach eigenen Angaben 11.400 Mitarbeiter und produzierte im Gesamtjahr rund 160.200 Pkw – der starke Forint gilt dabei als einer der wichtigsten Stützpfeiler für den anhaltenden Erfolg. Auch der Göppinger Modelleisenbahnhersteller Märklin hat in Győr einen Produktionsstandort.
Doch nicht nur Unternehmen stehen hinter der starken ungarischen Währung. Auch für europäische Anleger sind Münzen wie der Forint äußerst interessant. Denn Trader stützen ihren Vermögensaufbau häufig auf die Performance verschiedener Währungen. So beispielsweise beim Forex Trading, also dem Handel mit Währungspaaren. Inzwischen findet das Trading in diesem Sektor zumeist über sogenannte ECN Broker im Internet statt. ECN steht dabei für Electronic Communications Network. ECN Broker ermöglichen es Privatpersonen, dank Integration von einschlägiger Software wie MetaTrader, auf das Steigen und Fallen von Währungen zu spekulieren. Hierbei ist auch sogenanntes Short Trading möglich, bei dem Anleger immer dann Gewinne erzielen, wenn die Kurse einer Anlage fallen.
Ausblick auf die Zukunft
Sollte sich die Liebesbeziehung deutscher Firmen zum Standort Ungarn also in Zukunft abkühlen, falls der Euro eingeführt wird? Ein Blick auf das Investitionsverhalten deutscher Konzerne zeigt: Das ist unwahrscheinlich. Ungarn stellt für deutsche Unternehmen dank einer großen Zahl von Fachkräften bei gleichzeitig günstiger Arbeitskraft einen attraktiven Markt und Standort dar. Erst neulich etwa hat der deutsche Maschinenbaugigant Bosch angekündigt, ein regionales Servicezentrum für 6 Milliarden Forint (16,8 Millionen Euro) am Stadtrand von Budapest zu eröffnen. Insgesamt sollen so weitere 225 Arbeitsplätze geschaffen werden. Das Service-Center wird Personaldienstleistungen für Bosch-Mitarbeiter in insgesamt fünf Ländern erbringen. Für Ungarn ist das ein weiterer wirtschaftlicher Gewinn, da Bosch durch seine Kompetenzen im Technologie-Bereich bekannt ist.
Fazit
Ungarn ist als Standort bei deutschen Firmen äußerst beliebt. Zurückzuführen ist dies in hohem Maße auf die Stärke des ungarischen Forint, der sich in den vergangenen Jahren sehr robust sowohl bei wirtschaftlichem Aufschwung, als auch in Krisenzeiten gezeigt hat. Eine Vielzahl von Akteuren profitiert hiervon: Darunter etwa ungarische Unternehmen, Privatanleger in der EU und deutsche Konzerne, die erst für die nähere Zukunft mit einer Investition in Ungarn planen.