Selbstmedikation in Europa

Nach dem Arztbesuch in die Apotheke gehen und sich das geeignete Medikament kaufen. So sah bis vor wenigen Jahren noch die übliche Reaktion aus, falls man sich krank fühlte. Doch in Zeiten des Internets und des Online-Shoppings werden auch Medikamente immer öfter per Mausklick von zuhause aus bestellt.

Medikamente online bestellen
In Zeiten des Internets werden Medikamente immer öfter per Mausklick bestellt.

Der Markt der Selbstmedikation wächst, immer häufiger informieren sich Menschen am Computer über Symptome und Krankheiten und bestellen rezeptfrei zu erwerbende Medikamente dagegen. Innerhalb der EU ist das nur allzu gut möglich, denn in vielen Ländern gibt es eine bereits breit aufgestellte, zudem noch weiter wachsende Palette rezeptfrei auf eigenen Wunsch hin käuflicher Präparate. Seien es nun einfache Vitamine und Mineralstoffe oder auch Schmerzmittel, Hustensaft und weitere. Und oft sind diese Mittel, wie z.B. auch die beliebten Omega 3 Kapseln, in den zahlreichen Online-Apotheken auch noch günstiger als in den örtlichen Geschäften um die Ecke. Da verwundert es nicht, wenn eine stetig wachsende Zahl von Menschen lieber bequem nach gründlicher Recherche von daheim im Internet das richtige Medikament bestellt. Oder?

Tatsächlich gehen immer noch sehr viele Patienten in die Apotheke vor Ort. Allerdings selten, um dort wirklich ein Präparat zu kaufen. Die fachkundige, kostenlose Beratung über geeignete Mittel zur Selbstmedikation wird gerne in Anspruch genommen, die meisten vertrauen lieber dem sachkundigen Apotheker oder ihrem Hausarzt, statt sich nur auf Internetartikel zu verlassen. Nach der Beratung erwerben dann viele die gewünschten Präparate lieber im Internet.

Doch auch hier verändern sich die Dinge, das Vertrauen in die frei im Netz verfügbaren Informationen wird größer und damit auch die Gruppe derer, die weder Arzt noch Apotheker konsultieren, sondern sich stattdessen nach eigener Recherche ihre Diagnose stellen und rezeptfreie Medikamente per Mausklick ordern.

Die Konsumenten verlassen sich also bei Gesundheitsfragen zunehmend auf das Internet oder kostenlose Ratgeber, um ihre Medikation selbst in die Hand zu nehmen. Aber wächst der Markt hier wirklich, wie es den Anschein hat? Die Tendenz im Bewusstsein der Patienten mag fraglos hin zur Selbstmedikation gehen – doch in vielen europäischen Ländern liegen die Ausgaben der Bevölkerung für die sogenannten OTC-Medikamente (aus dem englischen over the counter sprich über den Ladentisch) weit unter dem erwarteten Niveau, scheinen mitunter sogar zu stagnieren oder nur schwach zu wachsen. Medikamente rezeptfrei am Computer zu bestellen mag günstiger sein als sie in der örtlichen Apotheke zu kaufen, doch sich das Mittel per Rezept vom Arzt verschreiben und die Kosten von der Krankenkasse erstatten zu lassen, ist eine noch günstigere Alternative.

Dennoch, die Situation derzeit begünstigt ein Wachstum des Selbstmedikationsmarktes. Die Ausgaben in Deutschland sind hoch, in Europa sogar dauerhalft auf Spitzenpositionen, in Ungarn dagegen genau das Gegenteil. Doch in beiden Ländern wollen die Bürger das Angebot des World Wide Webs nutzen, um selbst zu entscheiden, womit sie ihre Krankheiten behandeln. Und das lassen sie sich auch entsprechend etwas kosten. Alles in Allem geht der Trend in Europa unweigerlich hin zur Selbstmedikation per Online-Kauf, Ärzte und Apotheken bleiben als sachkundige Ratgeber gefragt, doch die Entscheidung will der Patient letztendlich selbst treffen.